Rassebeschreibung und Steckbrief
Rassebeschreibung und Steckbrief
Der imposante, molossoide Kaukasische Schäferhund kommt in Europa eher selten vor. Sein Verbreitungsgebiet liegt in Regionen zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer. Am stärksten ist der Hund heute u. a. im Nordkaukasus, etwa in Dagestan, vertreten.
Der Kaukasische Owtscharka Hund gehört zu den archaischen Hunderassen, doch wie weit sein Ursprung in die Frühzeit tatsächlich zurückreicht, ist nicht bekannt. Als Gebrauchshunde waren die Molosser in Steppengebieten und Bergregionen tätig und haben Viehherden gehütet und vor Raubtieren wie Wölfen und Bären geschützt. Je nach Umgebung war der Körperbau der Hunde unterschiedlich ausgeprägt. So waren die tüchtigen Kaukasischen Owtscharkas in den transkaukasischen Regionen schwerer und breiter gebaut als die hochbeinigen, eher kurzhaarigen Herdenschutzhunde in der Steppe.
Um 1920 begann man in der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR) mit der Auslegung der Auswahlkriterien und legte damit den ersten Rassestandard fest. Der Kaukasische Schäferhund sollte demnach besonders über körperliche Kraft, Furchtlosigkeit und wasserabweisendes Fell verfügen. Außerhalb von Russland waren die ersten Kaukasischen Owtscharkas in den 1980er Jahren in der DDR anzutreffen. Dort wurden sie als militärische Wachhunde eingesetzt.
Die Fédération Cynologique Internationale (FCI) unterscheidet nicht zwischen Steppen- und Bergkaukasen. Der Kaukasische Hütehund wird als Gebrauchshund im Rassestandard in Gruppe 2 den Pinschern und Schnauzern, Molossern und Schweizer Sennenhunden zugeordnet.
Ein ausgewachsener Owtscharka Rüde erreicht gemäß Rassestandard eine Widerristhöhe von mindestens 68 cm bis zu 75 cm, bei Hündinnen beträgt die Schulterhöhe mindestens 64 bis 70 cm. Der imposante Kaukasische Owtscharka ist insgesamt harmonisch gebaut. Er wirkt kräftig, muskulös und tüchtig. Dabei bewegt er sich nicht schwerfällig, sondern typischerweise im Trab. Sein wettergeschütztes Haarkleid ist in der Regel gerade und steht grob ab, verfügt über eine gut entwickelte Unterwolle und die Farbe ist einheitlich, gescheckt und getüpfelt zulässig. Das darunter liegende Fell ist strohgelb, erdfarben oder rostfarben. Dabei ist das Unterhaar heller als das Deckhaar. Als Ausnahme gelten jedoch einfarbig Schwarz, angeborenes Blau und Leberbraun – diese Fellfarben sind nach Rassestandard nicht erwünscht.
Unterschieden wird bei der Felllänge zwischen drei Varietäten:
Da seine ursprüngliche Aufgabe darin liegt, Haus und Hof zu beschützen, nimmt der Kaukasische Schäferhund seine Arbeit sehr ernst, wenn es darum geht, sein Revier vor Eindringlingen zu bewahren. Diese Hunderasse ist Fremden gegenüber von Natur aus sehr misstrauisch und abweisend. Wittert er Bedrohung, kann er direkt auf Konfrontationskurs gehen. Daher ist es besonders wichtig, dass dieser furchtlose, kräftige Hund einen Halter mit Erfahrung an seiner Seite hat, der ihn zu zügeln versteht und vorausschauend handelt. Gegenüber seinen Familienmitgliedern ist der eigensinnige Riese aber ausgeglichen und zeigt sich auch von seiner sensiblen Seite. Er ist kein Kläffer, es ist allerdings in seinem Wesen verankert, dass er sich lautstark meldet, sobald er eine Veränderung in seiner Umgebung bemerkt.
In manchen Bundesländern wird der Kaukasische Owtscharka als Listenhund geführt, was bedeutet, dass die Rasse als potentiell gefährlich eingestuft wird. Die Anschaffung und Haltung ist dann nur nach einem bestandenen Wesenstest erlaubt. Für dich als Hundehalter gehören zur Erziehung und Sozialisierung deines Owtscharkas von Anfang an klare Regeln, Geduld und ein selbstsicheres Auftreten. Spare nicht mit Lob und Streicheleinheiten, so kann dein Vierbeiner Vertrauen zu dir aufbauen. Diese Hunderasse neigt zum selbständigen Handeln und ist sehr selbstbewusst. Schon als Welpe braucht der Wachhund klare Kommandos und sollte seinen Platz an der Seite seines Besitzers kennen, um sich nicht zu einem unkontrollierbaren Familienmitglied zu entwickeln.
Der Kaukasische Owtscharka ist kein Wohnungshund. Da er für die Arbeit im Freien gezüchtet wurde, kann er sich gut allein beschäftigen. Er sucht nicht zwingend Anschluss, ist seiner Familie gegenüber aber sehr treu, verlässlich und beschützend. Dennoch wird er sich nicht vollständig unterordnen oder seine Unabhängigkeit komplett aufgeben. Daher ist er auch kein Familienhund und am besten bei einem erfahrenen Hundebesitzer auf einem großen, eingezäunten Grundstück ohne Leine, Kette oder Zwingerhaltung aufgehoben, das er bewachen kann. Vorsicht ist geboten, sobald er in seinem Revier auf fremde Menschen oder Artgenossen aufmerksam wird. Der natürliche Schutztrieb ist dieser Rasse angeboren, lässt sich aber mit einer artgerechten Erziehung besser in die richtigen Bahnen lenken. Mit anderen Hunden sollte der Kaukasische Owtscharka nicht gehalten werden. Es bietet sich an, den Hütehund zu einem Begleithund auszubilden. Diese Ausbildung ist nicht nur eine gute gemeinsame Beschäftigung, sondern trägt dazu bei, das Zusammenleben möglichst problemlos zu gestalten.
Zwar ist der Kaukasische Schäferhund gerne im Freien, doch sein Bewegungsdrang hält sich dabei in Grenzen. Für stundenlange Aktivitäten oder Hundesport ist diese Rasse nicht geeignet. Seine Beschäftigung findet der fleißige Vierbeiner selbstständig im Bewachen und Beschützen seines Umfelds. Damit ihr eine vertrauensvolle Beziehung zueinander aufbaut, ist es unerlässlich, dass du dir trotzdem viel Zeit für deinen flauschigen Wächter nimmst. Gemeinsame Aktivitäten können Spaziergänge durch den Wald sein, bei denen dein Owtscharka Hund ausreichend Auslauf bekommt.
Wundere dich nicht, wenn das Futter im Napf unangerührt bleibt oder dein Kaukasischer Schäferhund es wieder ausspuckt: Wenn kein Verdacht auf eine Erkrankung vorliegt, sind das einfach Anzeichen dafür, dass es deinem Gourmet nicht schmeckt. Trotz seines stattlichen Gewichts von mindestens 50 kg (Hündinnen: 45 kg) frisst der Owtscharka weniger, als du womöglich vermutest. Das liegt daran, dass das raue Klima, in dem der Schutzhund ursprünglich beheimatet ist, oft wenig Fressbares für ihn bereithält. Deshalb braucht er keine großen Mengen. Hinzu kommt, dass sein Bewegungsdrang eher mäßig ausgeprägt ist. Geduld ist daher nicht nur bei seiner Erziehung, sondern auch in Sachen Ernährung gefragt: Probier am besten aus, was deinem Vierbeiner schmeckt, aber wechsele das Menü nicht zu häufig. Barfen, Trockenfutter, Nassfutter oder Hausgemachtes – lass deinem Owtscharka Zeit, sich an sein Essen zu gewöhnen. Wenn ihm etwas mundet, bleib am besten dabei. Während manche Hunde Abwechslung zu schätzen wissen, ist der Kaukasische Owtscharka in Sachen Futter ein "Gewohnheitstier".
Generell gilt der Kaukasische Owtscharka mit einer Lebenserwartung von etwa 10–12 Jahren als eine robuste Rasse. Das wird u. a. durch die Zucht bedingt, die den Fokus auf gesunde und widerstandsfähige Hunde legt. Daher können erblich bedingte Erkrankungen in der Regel vorab ausgeschlossen werden. Generell können mittelgroße und große Hunde unter Gelenkproblemen leiden. Dabei kann es sich um eine erblich bedingte Fehlbildung wie etwa eine Hüftdysplasie handeln. Bei dieser Erkrankung sind die Hüftgelenke unnatürlich verformt. Das führt zu Schmerzen, schränkt die Bewegungslust und die Lebensqualität des Hundes deutlich ein. Verhaltensauffälligkeiten, etwa wenn der Hund plötzlich nicht mehr laufen will, sollten daher unbedingt mit einem Tierarzt abgeklärt werden.
Hunde, die von Natur aus an ein Leben im Freien gewohnt sind, sind in der Regel pflegeleicht. So stellt auch der Kaukasische Owtscharka keine großen Ansprüche an seine Fellpflege. Nur während des Fellwechsels ist es notwendig, dass du täglich zur Bürste greifst und die Haarpracht kräftig ausbürstest. Auch das Krallenschneiden solltest du regelmäßig übernehmen, wenn sie sich nicht von allein abnutzen. Gewöhnst du deinen Vierbeiner schon als Welpen an die Pflegeroutine, wird der eigensinnige Molosser sich bereitwilliger darauf einlassen.