Warm-up und Cool-down beim Hund
Stell dir vor du bist mit deinem Hund im Garten und er tollt voller Energie herum und jagt mit Begeisterung seinem Lieblingsball hinterher. Doch am nächsten Morgen wirkt deine Fellnase steif und müde. Kommt dir das bekannt vor?
Genau wie wir Menschen brauchen auch Hunde ein gutes Warm-up und Cool-down, um sich auf körperliche Aktivitäten vorzubereiten und sich im Anschluss wieder runterzufahren. In diesem Beitrag zeigen wir dir, warum diese Routinen so wichtig sind und wie du sie ganz einfach in euren Alltag integrieren kannst. Unsere erfahrene Tierärztin Dr. Julia Vietmeier gibt dir wertvolle Tipps.
Warum das Warm-up bei Hunden wichtig ist
Ein gutes Warm-Up ist wichtig, besonders wenn sich dein Hund für Hundesportarten begeistern lässt oder gerne beim Ballspielen aktiv ist. Das Aufwärmen bereitet die Muskulatur deiner Fellnase vor und fördert die Durchblutung. Durch die langsame Steigerung der Bewegung wird der Körper deines Lieblings auf die kommenden Anforderungen vorbereitet, auf Temperatur gebracht und die Muskeln, Sehnen und Gelenke werden optimal unterstützt. Ein richtiges Warm-Up kann zudem die Koordination und Konzentration deines Hundes verbessern und somit das Verletzungsrisiko minimieren. So kann dein Hund sicherer und effektiver an seinen Lieblingsaktivitäten teilnehmen, sei es beim Sport oder einfach nur beim ausgelassenen Spielen und Ballwerfen im Freien. Denke also immer daran deine Fellnase aufzuwärmen um die Gefahr von Verletzungen (z.B. Muskelfaserrisse, Verschleiß von Gelenken, Kreuzbandriss) zu vermeiden.
Hinweis: Auch plötzliche Stopps und Richtungswechsel können leicht zu Verletzungen führen!
Warm-up beim Hund – so geht’s!
Ein gutes Warm-Up sollte ca. 20 Minuten vor der eigentlichen Aktivität beginnen. Nimm dir diese Zeit, um sanft mit deinem Hund zu starten. Das Aufwärmen ist ein Beweglichkeitstraining und besteht aus einem leichten Warmlaufen, einem passiven Durchbewegen der Gelenke und leichtem Stretching.
Vergiss nicht, das Warm-Up spielerisch zu gestalten. Ein paar Suchspiele oder leichte Übungen mit dem Lieblingsspielzeug bringen nicht nur die Muskeln in Schwung, sondern sorgen auch für gute Laune. Achte darauf, dass dein Liebling nicht zu sehr außer Atem gerät – es soll eine sanfte Vorbereitung sein und keine anstrengende Trainingseinheit!
Beachte: Ein Hund bleibt nur so lange aufgewärmt, wie er sich auch bewegt. Nach ca. fünf Minuten Ruhe sollte der Hund erneut aufgewärmt werden, um den Körper bestmöglich vor Verletzungen zu schützen.
Geeignete Warm-up-Übungen für Hunde
Es gibt verschiedene Möglichkeiten deine Fellnase aufzuwärmen. Im Folgenden gibt dir unsere Tierärztin Dr. Julia Vietmeier ein paar Tipps:
1. Massage: Du beginnst mit dem Rücken deines Vierbeiners und streichst mit sanftem Druck entlang der einzelnen Muskelpartien. Danach massierst du mit sanftem Druck die Muskelstränge mit dem Daumen oder einigen Fingern.
2. Leichtes Warmlaufen: Leine deinen Hund an und starte mit lockerem Gehen, nach ein paar Minuten kannst du dann das Tempo etwas steigern ins leichte Traben.
3. Dehnungsübungen:
- Lass dir abwechselnd die rechte und linke Pfote deiner Fellnase geben. Halte jede Pfote sanft und dehne sie leicht nach vorne. Das dehnt die Schultermuskulatur.
- Halte ein Leckerli vor die Nase deines Hundes und bewege es langsam nach vorne und unten, sodass er sich strecken muss, um es zu erreichen. Diese Bewegung dehnt den gesamten Rücken und die Hinterbeine.
- Lass deinen Vierbeiner vor dir "Sitz machen" und führe ein Leckerli (in der geschlossenen Hand) über den Hundekopf, sodass sich dein Hund nach oben streckt und danach nach unten. Deine Fellnase sollte der Bewegung mit dem Kopf bis auf die Brust folgen.
- Dein Hund steht vor dir und du führst das Leckerli nach rechts und links an den Brustkorb, um so die seitliche Dehnung des Halses zu erreichen. Die Bewegungen sollten langsam erfolgen und immer kurz gehalten werden (3-5 Sekunden).
- Dein Vierbeiner steht mit beiden Vorderpfoten auf einer Treppenstufe oder einen kleinen Hocker. Das dehnt die Rückenmuskulatur und aktiviert die Hinterhand. Zudem ist es ein gutes Koordinationstraining.
Die einzelnen Dehnungsübungen sollten 5x wiederholt werden. Deine Fellnase gibt dabei immer den Bewegungsradius vor. Belohne nur, wenn er wieder die Ausgangsposition erreicht hat, so kann ein vorschnelles, gieriges Schnappen vermieden werden. Die Gabe des Leckerchens beendet die Übung.
Achtung: Sobald dein Hund Anzeichen von Abwehr, Meideverhalten oder Stress zeigt ( Schmatzen, knurren, wegducken, etc.) muss die Übung oder Massage beendet und nach der Ursache gesucht werden.
Frisbee- und Ball spielen mit Hund – das ist zu beachten
Aufwärmen ist nicht nur beim Hundesport wichtig, sondern auch im Alltag. Es bereitet die Muskulatur und den Bewegungsapparat deines Hundes auf die bevorstehende Aktivität vor und minimiert das Verletzungsrisiko. Neben einem guten Warm-Up gibt es bei dem Spielen mit Ball und Frisbee aber noch mehr zu beachten. Stelle zuerst sicher, dass dein Vierbeiner nicht schon müde ist. Wenn er am Ende eines Spazierganges oder nach dem Toben mit anderen Hunden erschöpft ist, steigt die Gefahr von Verletzungen. Die Muskulatur ist dann nicht mehr in der Lage, den Körper richtig zu stabilisieren. Plane das Aufwärmen also immer dann, wenn deine Fellnase munter ist. Gerade bei Balljunkies solltest du aufpassen. Ball- und Hetzspiele haben einen selbstbelohnenden Charakter und können süchtig machen. Bei Stress werden körpereigene Rauschmittel (Opioide) freigesetzt, diese wirken schmerzstillend und euphorisierend. Dadurch übernehmen sich Hunde oftmals und merken nicht, wann sie ihre Grenze überschreiten. Das übermäßige Ballspielen kann zudem das Jagdverhalten verstärken, da das Hinterherjagen von sich bewegenden Objekten (Bällen, Frisbee) das Beutefangverhalten konditioniert und so ungewünschte Verhaltensweisen fördert.
Tierärztin Julia Vietmeier:
“Ballspielen sollte nicht dazu genutzt werden, den Hund auszupowern, sondern nur als kleine Spiel- und Spaßeinheit!”
Eine Alternative zum Hetzspiel wäre ein Intelligenzspiel oder ein Suchspiel - dafür den Ball einfach verstecken und deine Fellnase suchen lassen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass dein Hund vor dem Werfen des Balles Sitz oder Platz macht und erst nach einem freigegebenen Kommando oder ein Signal losgeschickt wird. Das fördert auch die Impulskontrolle des Hundes.
Hinweis: Du interessierst dich für Hundesport? In unserem Magazin findest du auch verträglichere Auslastungsaktivitäten für deine Fellnase, wie z.B. Schwimmen.
Cool-down beim Hund
Nach einem spaßigen Spiel oder einer sportlichen Aktivität ist es wichtig, deinem Vierbeiner eine Phase der Erholung zu gönnen. Ein Cool-down hilft dabei, den Körper deines Hundes wieder in den Ruhezustand zu bringen und fördert die Regeneration.
Geeignete Cool-down-Übungen für Hunde
Ein gutes Cool-down ist entscheidend, um die Muskeln deines Hundes zu entspannen und das Herz-Kreislauf-System (Pulsfrequenz, Blutdruck, Atmung und Temperatur) zu normalisieren. Tierärztin Dr. Julia Vietmeier gibt euch Tipps für effektive Cool-down-Übungen, die du in euren Alltag integrieren kannst:
1. Leichtes Auslaufen: Das leichte Auslaufen an der Leine ist eine ideale Methode, um deinen Liebling abzukühlen. Gehe mit ihm etwa 10 – 15 Minuten in einem gemütlichen Schritt-Tempo spazieren. Halte die Leine locker damit dein Hund in seinem Rhythmus gehen kann. Der Hund sollte dabei entspannt Schnüffeln können, um den Kopf wieder frei zu bekommen.
2. Massage und Streicheln: Eine sanfte Massage kann Wunder wirken, um die Muskeln deines Hundes zu entspannen und für Wohlbefinden zu sorgen. Streiche die Gliedmaßen deines Vierbeiners langsam aus und übe dabei nur leichten Druck aus. Streicheln des Hundes löst Oxytocin Reaktionen (Oxytocin = Kuschelhormon) aus und das ist ein Gegenspieler zum Kortisol (Stresshormon).
3. Leckerlis: Verteile eine Handvoll Leckerlies auf der Wiese. Das Aufsammeln der Leckerlies, dient dem Stressabbau. Hierbei können mental noch aufgedrehte Hunde entspannen und zur Ruhe kommen.
Fazit: Ein durchdachtes Warm-up und Cool-down sind essenziell, um die Gesundheit deines treuen Begleiters zu fördern und Verletzungen zu vermeiden. Achte darauf, dass deine Fellnase nicht überanstrengt wird und setze auf abwechslungsreiche Aktivitäten und entspannende Erholungsphasen. Wie bereitest du deinen Fellschatz auf Spiel- und Sporteinheiten vor? Erzähl es uns in den Kommentaren. Wir sind gespannt!