Patellaluxation

Patellaluxation beim Hund

Was ist denn da los? Du freust dich auf einen ausgedehnten Spaziergang, doch dein Liebling hat offenbar Schmerzen, denn er lahmt neuerdings oder hebt häufiger eines seiner Beine an, anstatt es beim Laufen zu belasten? Grund dafür könnte eine Verrenkung des Kniegelenks sein, die sogenannte Patellaluxation. Woran du diese Erkrankung erkennst, was nun zu tun ist und wie gut die Heilungschancen sind, erfährst du in diesem Beitrag.

Was ist eine Patellaluxation?

Bei der Patellaluxation (von “Patella”=Kniescheibe und “Luxation”=Verrenkung des Gelenks) verrutscht die Kniescheibe, was langfristig zu Knorpelschäden, Arthrosen, Riss des vorderen Kreuzbandes und langfristigen Veränderungen am Kniegelenk führen kann.

Das Kniegelenk ist aus zwei Gelenken zusammengesetzt. Erstens aus dem Kniekehlgelenk (zwischen Ober – und Unterschenkel) und zweitens aus dem Kniescheibengelenk (zwischen der Kniescheibe und Oberschenkel, die Patella gleitet wie ein Schlitten auf einer Führungsrinne des Oberschenkels) Beide Gelenke sind miteinander verbunden. Die Kniescheibe ist als knöcherne Struktur in die Endsehne eines Muskels (M. quadriceps femoris) eingelagert. Dies dient dem Schutz der Sehne beim Verlauf über den Knochen. Damit sich alles gut gegeneinander bewegen kann, sind die knöchernen Anteile mit Knorpel überzogen.

Die Seitenränder der Rinne, die Rollkämme, verhindern, dass die Patella seitlich abrutscht. Zudem ist die Kniescheibe mit der Patellarsehne mit dem Schienbein verbunden.

Bei einer Patellaluxation ist die Kniescheibe nicht mehr in der dafür vorgesehenen Gleitrinne, sondern eine Verlagerung nach innen oder außen findet statt. Oft rutscht die Kniescheibe von allein wieder in die Rinne zurück, doch je nach Schweregrad der Ausrenkung ist Unterstützung von außen nötig. Die Verlagerung der Kniescheibe findet deutlich häufiger nach innen statt.

Schweregrade der Patellaluxation

  • Grad 1: Hierbei handelt es sich um den geringsten Grad der Verrenkung. Die Kniescheibe kann aus der Führungsrinne gedrückt werden, gelangt aber wieder zurück in ihre ursprüngliche, natürliche Position im Knie. In diesem Fall wird die Luxation oft nur zufällig entdeckt.
  • Grad 2: Bei dieser Schwere der Erkrankung rutscht die Kniescheibe beispielsweise bei Streckung des Knies aus der Führungsrinne, die durch die beiden Rollkämme des Oberschenkels gebildet wird heraus. Mit etwas manueller Unterstützung oder spontan durch Streckung des Kniegelenkslässt sie sich wieder in die Ursprungsposition bringen. Bei Grad 2 lassen sich teils leichte Symptome wie temporäre Lahmheit beobachten, immer wenn die Patella kurz luxiert kommt es zu dem hüpfenden Gang, danach läuft der Hund durch die meist spontane Reposition wieder normal.
  • Grad 3: Bei dieser Ausprägung befindet sich die Kniescheibe dauerhaft außerhalb der Gleitrinne, sie lässt sich aber zurück in die Gleitrinne bzw. Führungsrinne schieben.
  • Grad 4: Auch hier ist die Kniescheibe außerhalb der Rollkämme, lässt sich aber nicht zurückschieben. Die Folge kann ein sehr steifes Gangbild sein, ebenso wie Fehlstellungen der Beine.

Hund mit Patellaluxation – die Symptome

Folgende Symptome lassen sich als Anzeichen einer Patellaluxation deuten:

  • Lahmheit (je nach dauerhafter oder wiederkehrender Patellaluxation)
  • unnatürliche Bewegungen beim Laufen
  • betroffenes Bein wird beim Laufen angehoben und nicht belastet
  • anderes Gangbild, oft eher hüpfend als gehend
  • Schwellung des Kniegelenks
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Hinlegen
  • Schmerzen (wenn die Patellaluxation zum ersten Mal auftritt, Folgeluxationen sind oftmals nicht mehr so schmerzhaft, außer natürlich bei der dauerhaften Luxation)

Bleibt die Luxation der Kniescheibe unerkannt, können Knorpelschäden entstehen und langfristige Gelenkprobleme auftreten.

Unser Tipp: Ob und wie stark ein Vierbeiner unter Schmerzen leidet, ist individuell unterschiedlich. Du kennst deinen Liebling am besten, schildere deine Beobachtungen daher deinem Tierarzt: Er kann bei Bedarf nicht nur ein geeignetes Schmerzmittel empfehlen, sondern auch eine langfristig vielversprechende Therapie vorschlagen.

Patellaluxation beim Hund: Wie ist die Lebenserwartung?

Wichtig zu wissen: Nicht immer fällt die Patellaluxation auf, es muss also nicht zwingend zu Beschwerden kommen.

Die Prognosen für betroffene Tiere mit Problemen sind in vielen Fällen bei rechtzeitiger Diagnose gut. Die Heilungschancen und die Heilungsdauer sind u. a. abhängig von:

  • dem Zeitpunkt der Diagnose (je eher, desto besser)
  • der Ursache
  • dem Schweregrad
  • dem Alter des Hundes

Oftmals kann eine individuelle Therapie oder eine Operation mit anschließender Physiotherapie helfen, die gewohnte Lebensqualität deines Vierbeiners wiederherzustellen.

Welche Ursachen gibt es für das Herausspringen der Kniescheibe?

Zu einer Ausrenkung der Patella kann es auf unterschiedliche Weise kommen, z. B.:

  • Unfälle und akute Verletzungen (traumatische Patellaluxation)
  • unsachgemäße Belastung der Hinterbeine
  • mangelnde Bewegung und Übergewicht
  • altersbedingte Kniescheibenluxation
  • erblich bedingte Patellaluxation

Davon betroffen sind vor allem Zwergrassen bzw. kleine Hunderassen, deren Beinstellung es wahrscheinlicher macht, dass die Kniescheibe luxiert. Bei diesen Junghunden im Wachstum, bei denen anatomisch bedingt die Position der Hintergliedmaßen eine Patellaluxation begünstigt, kann die Problematik jedoch ebenso gut auch wieder rauswachsen. Doch auch große Hunde können Luxationen aufweisen.

Zu den gefährdeten Rassen zählen beispielsweise:

Behandlung der Patellaluxation – diese Möglichkeiten gibt es

Du befürchtest, dass dein Hund betroffen sein könnte? Mach dir keine Sorgen – deine Tierärztin oder dein Tierarzt kann hier weiterhelfen! Es gibt eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten und längst nicht jede Kniescheibenluxation bedarf einer Operation.

Um überhaupt eine Diagnose zu stellen, untersucht der Tierarzt deinen Liebling ganz genau: Das Gangbild wird auf mögliche Fehlstellungen geprüft und die Kniescheibe abgetastet. Röntgenbilder oder Aufnahmen einer Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können ebenfalls bei einer genauen Diagnose helfen.

Nun wird geschaut, welche Behandlungsmöglichkeiten für deinen Hund in Frage kommen – entweder konservative Behandlungsmethoden oder eine Operation, oft auch in Kombination.

Medikamente

Entzündungshemmende Präparate und Schmerzmittel können in akuten Fällen helfen. Einige Hundebesitzer setzen auch homöopathische Mittel ein.

Chiropraktik, Osteopathie und Physiotherapie

Hierbei handelt es sich um Versuche bei Grad 1–2, hier können Blockaden der Lendenwirbelsäule und der Kreuzdarmbeingelenke zur Veränderung der Biomechanik führen und somit ein Luxieren der Kniescheibe wahrscheinlicher machen. Ein Lösen der Blockaden mit gezieltem Muskelaufbau kann da helfen. Eine Weiterführung der Behandlung ist nur bei Besserung der Symptome empfehlenswert, ansonsten sollte man eine Operation abwägen. Nach einer Operation ist eine Physiotherapie auf jeden Fall sinnvoll!

Auch Bandagen, das Tapen oder andere gelenkunterstützende Hilfsmittel wie Schienen oder Knieorthesen können das Knie stabilisieren. Regelmäßige Übungen können dabei helfen, die Muskulatur gezielt aufzubauen und zu stärken.

Ernährung und Nahrungsergänzung

Nahrungsergänzungsmittel können sinnvoll sein, um zur Knorpel- und Gelenkgesundheit beizutragen. Je nach Gewicht kann ebenso die Umstellung der Ernährung eine Option darstellen, um Gewicht zu reduzieren und so die Gelenke zu schonen.

Bewegung

Ausreichend gesunde und gelenkschonende Bewegung unterstützt den Muskelaufbau und wirkt Übergewicht entgegen. Wenn du mit deinem Hund gemeinsam sportlich aktiv sein möchtest, könnte z. B. Hoopers etwas für euch sein, eine Form von besonders schonendem Agility-Training.

Operation

Etwa ab Schweregrad 3 kommt in vielen Fällen ein chirurgischer Eingriff in Frage. Auf diese Weise können Fehlstellungen der Beine sowie überdehnte oder verkürzte Bänder korrigiert werden. Auch die Knochen der Führrinne oder die Kniescheibe selbst können operativ behandelt werden, damit die Kniescheibe künftig nicht so leicht luxiert. In manchen Fällen kommen Implantate zum Einsatz, um den Bewegungsablauf im Knie zu stabilisieren.

Was kostet eine Patellaluxation-OP beim Hund?

Die Kosten für einen solchen Eingriff variieren je nach Aufwand, sie liegen aber schnell im niedrigen vierstelligen Bereich.

Nicht nur aus finanziellen Gründen sollte daher eine solche OP gut überlegt sein: Eine Vollnarkose birgt immer ein gewisses Gesundheitsrisiko. Zudem sind Hundehalter bei der Nachsorge gefordert, ihren Hund über mehrere Wochen sehr engmaschig zu pflegen und zu betreuen, damit sich der Bewegungsapparat erholen und die ursprüngliche Lebensqualität wiederhergestellt werden kann. Lange Spaziergänge oder das Steigen von Treppen sind für einige Wochen tabu – das erfordert sowohl Zeit und Geduld!

Deine Tierärztin oder dein Tierarzt kann dich zu den Risiken und Erfolgschancen eines solchen Eingriffs beraten. Sie geben dir auch nach der OP konkrete Verhaltensempfehlungen mit auf den Weg und zeigen dir gezielte Übungen, um die Muskeln deines Lieblings wieder aufzubauen.

Unser Tipp: Hundehalter, die sich Sorgen über die Operationskosten machen, können von einer OP-Versicherung profitieren. Gegen einen geringen Versicherungsbeitrag sind sie im Fall einer Operation finanziell abgesichert. Mit einer umfassenden Hundekrankenversicherung lassen sich auch weitere Krankheitsfälle absichern.

Wie kann man einer Patellaluxation beim Hund vorbeugen?

Sicher vorbeugen lässt sich hier leider nicht, doch einige Tipps für Hundehalter können das Risiko mindern, dass die Erkrankung auftritt:

  • Auf gesunde Elterntiere achten: Erkundige dich beim Züchter nach den Elterntieren und einer möglichen erblichen Belastung. Idealerweise finden vor der Zucht Untersuchungen und eine Beurteilung des Bewegungsapparates statt.
  • Gesunde Ernährung: Übergewicht kann dazu führen, dass der Gelenkapparat stark beansprucht wird. Eine gesunde Ernährung und ein normales Gewicht können daher helfen, das Risiko einer Kniescheibenluxation zu reduzieren.
  • Gesunde Bewegung: Erkundige dich im Zweifel bei deinem Tierarzt, welche Form der Bewegung für deine Fellnase ideal ist. Der Muskelaufbau ist hier sehr wichtig!
  • Während der Läufigkeit: Hier verschlechtert sich das Krankheitsbild häufiger, da es durch hormonelle Verschiebungen zu einer Erschlaffung des Bindegewebes kommen kann. Durch diese Instabilität kommt es häufiger zu Luxationen. Während dieser Phase also besonders aufpassen und die Bewegung anpassen.

Fazit: Eine Luxation der Kniescheibe kommt vergleichsweise häufig mehr nach innen als nach außen vor und kann sowohl kleine als auch große Hunde betreffen. Wie gut die Heilungschancen sind, hängt auch davon ab, wie früh die Luxation der Patella festgestellt wird. Daher lohnt es sich, bereits bei einem Verdacht deinen Tierarzt aufzusuchen. Er kann geeignete Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen und erkennen, ob bei einem schweren Grad der Erkrankung eine Operation in Erwägung gezogen werden sollte.

Hast du Anzeichen bei deinem Hund beobachtet? Wie bist du damit umgegangen? Oder hat dein Liebling möglicherweise bereits eine Operation hinter sich und ist auf dem Weg der Besserung? Erzähle uns gern davon in den Kommentaren.

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