Ohren reinigen

Ohrenpflege beim Hund: Tipps für gesunde Ohren

Ohrenpflege beim Hund gehört bei Hundehaltern weder zu den populärsten Themen, noch ist es besonders spannend. Und dennoch ist es ein wichtiges Thema, denn jeder, dessen Hund schon einmal eine Ohrenentzündung durchgestanden hat, weiß, dass die Fellnasen sehr darunter leiden. Aus diesem Grund stellt Tierärztin Dr. Julia Vietmeier dir die wichtigsten Tipps und Tricks zur Ohrenpflege bei Hunden vor.

Aufbau Hundeohr

Hundeohren: Ein empfindliches Sinnesorgan

Hunde sind nicht nur begnadete Schnüffler, sondern haben auch ein deutlich besseres Gehör als Menschen. Ähnlich wie beim Menschen ist ihr Gehörgang recht lang. Um das empfindliche Sinnesorgan zu reinigen, verfügt der Hund über Drüsen, die Ohrenschmalz produzieren und so den Gehörgang von selbst reinigen.

In einigen Fällen jedoch produzieren die Drüsen übermäßig viel Ohrenschmalz oder eine falsche Ernährung und ein anfälliges Immunsystem sorgen dafür, dass das sensible Gefüge im Hundeohr aus dem Gleichgewicht gerät. Dann haben Pilze, Keime und Bakterien ein leichtes Spiel und sorgen für ein unangenehmes Gefühl bei deinem Liebling. Einige Anzeichen können auf Ohrprobleme hindeuten, darunter möglicherweise

  • dein Hund schüttelt häufig mit dem Kopf,
  • er kratzt sich viel am Ohr oder
  • er wirkt krank, ist beispielsweise appetitlos und antriebslos.

In solchen Fällen solltest du am besten deinen Tierarzt konsultieren und eine Diagnose stellen lassen. Dann kannst du auch sichergehen, dass die richtige Therapie gewählt wird und es deinem Liebling schnell wieder besser geht.

Ohrentzündungen

Entzündungen im Ohr können verschiedene Ursachen haben: Bei Hunderassen, die anstelle von Stehohren Schlappohren haben und eher viel Fell an den Ohren besitzen, kann mangelnde Belüftung schneller dazu führen, dass sich Pilze und Bakterien in der Ohrmuschel wohlfühlen. Auch Allergien und Fremdkörper können Entzündungen hervorrufen. Äußerlich ist eine Entzündung beispielsweise erkennbar an

  • eitrigen oder verkrusteten Stellen,
  • Rötungen,
  • einem unangenehmen Geruch oder
  • Schmutz.

Ist ein Tier mit Hängeohren dein treuer Begleiter oder wurde bereits eine Allergie bei deinem Liebling festgestellt, solltest du regelmäßig kontrollieren, ob die Ohren sauber sind, normal riechen und dein Hund auch sonst einen gesunden Eindruck macht. Vermutest du eine Entzündung, dann suche unbedingt einen Tierarzt auf. Er kann erkennen, ob das Trommelfell intakt ist und über die Behandlung entscheiden.

Parasiten im Hundeohr

Vor allem wenn du bei deinem Hund vermeintlichen braunen Schmutz im Gehörgang entdeckst, könnte es sich um Ohrmilben handeln. Die winzigen Parasiten ernähren sich unter anderem von abgestorbenen Hautzellen und führen zu Juckreiz bei deinem Liebling. Außerdem sind sie sehr ansteckend, daher solltest du besser einen Tierarzt aufsuchen und den Befund abklären lassen. Mit passenden antiparasitären Medikamenten, z. B. spezielle Ohrreiniger und Ohrspülungen, ist das Problem schnell in den Griff zu bekommen.

Sanfte Ohrenpflege für deinen Hund

Zählt deine Fellnase zu den sensiblen Tieren, die besonders empfindlich an den Ohren sind (zum Beispiel durch einen zu engen Gehörgang) und eher zu Erkrankungen am Ohr neigen (sei es, weil sie dort dichtes Fell haben oder viel schwimmen), kannst du ruhig schon frühzeitig damit beginnen, sie an die regelmäßige Ohrenpflege zu gewöhnen.

Dr. Julia Vietmeier:

“Ein gesundes, gut belüftetes und wenig behaartes Ohr braucht keine Reinigung und Extrapflege. Man kann hier schnell einen negativen Effekt erzielen, indem man mit Reinigern die Hautflora des Gehörganges beeinflusst.”

7 Fehler beim Reinigen des Hundeohrs

Julia erklärt dir, welche Fehler du bei der Ohrreinigung unbedingt vermeiden solltest:

  1. Wattestäbchen: Wattestäbchen sind zur Reinigung eines Hundeohrs ungeeignet – weder für die Ohrmuschel noch für den tieferliegenden Gehörgang! Einerseits können sie die Haut reizen und andererseits bei einer plötzlichen Bewegung Ohrenschmalz, Schmutz und Keime tiefer in den Gehörgang schieben oder du verletzt dein geliebtes Haustier im Ohr.
  2. Öl: Dies reinigt zwar gut und löst das Ohrenschmalz, doch es verklebt auch die Ohrmuschel und die Haare.
  3. Essigwasser: Die Reinigungswirkung lässt zu wünschen übrig – es kann fettiges Ohrenschmalz schlecht lösen und kann zudem sogar reizend wirken.
  4. Kochsalzlösung: Auch von Kochsalzlösung solltest du die Finger lassen – sie reinigt nicht ausreichend.
  5. Alkoholische Ohrreiniger: Kamillenauszug beispielsweise wirkt entfettend und reizt die Haut deines Vierbeiners.
  6. Ätherische Öle wie Teebaumöl solltest du nie unverdünnt verwenden, auch sie reizen die Haut unangenehm.
  7. Bei defektem Trommelfell solltest du eine Reinigung des Ohres nur nach Absprache mit deinem Tierarzt vornehmen und es nach den individuellen Vorgaben behandeln. Denn andernfalls könnte hier der Gesichtsnerv gereizt werden und Schäden durch die Reinigungsflüssigkeit entstehen. Zudem kann es bei einem verletzten Trommelfell passieren, dass während der Reinigung Flüssigkeit durch die Nase herausläuft.

Hund die Ohren reinigen: so geht’s richtig

Das brauchst du:

  • ein leichtes Tuch, ein feiner Waschlappen oder ein Wattebausch eignen sich am besten zur Reinigung
  • eine Fellschere, falls du das Fell an den Ohren kürzen möchtest
  • Ohrreiniger, individuell auf die Bedürfnisse deines Vierbeiners abgestimmt und bestenfalls etwas angewärmt
  • Handschuhe
  • Leckerlies zur Belohnung

Vorsicht: Eine Ohrreinigung solltest du nur in Absprache mit dem Tierarzt und bei intaktem Trommelfell vornehmen! Wenn du deiner Fellnase bei nicht intaktem Trommelfell Lösungen (egal, welcher Art) in das Ohr einbringst, kann das weitreichende Folgen haben.

Bereite alles vor und suche ein gemütliches, ruhiges Plätzchen auf, wo dein Hund zur Ruhe kommen kann. Dann könnt ihr loslegen:

  1. Passende Position finden: Setz dich bequem auf den Boden vor deinem sitzenden Vierbeiner, sodass seine Hundenase in Richtung deiner Brust zeigt.
  2. Handschuhe tragen: Zieh dir die Handschuhe über, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
  3. Ohrreiniger einbringen: Hier wird unterschieden ob nur die äußere Gehörmuschel gereinigt werden soll oder eine Reinigung des Ohres durch Einbringen von speziellem Ohrenreiniger passieren soll. Je nachdem, wie du das Ohr reinigen möchtest, befeuchtest du das Tuch mit lauwarmem Wasser oder träufelst einige Tropfen Hunde-Ohrenpflege auf einen Wattebausch. Manche Produkte zur Ohrenpflege, beispielsweise flüssige Ohrspülungen und Ohrreiniger, werden direkt ins Ohr gegeben. Das verwenden der richtigen Produkte bespricht man am besten mit seinem Tierarzt. Des Weiteren solltest du die produktspezifischen Anwendungshinweise genau lesen, bevor du mit der Reinigung beginnst. Hebe das Schlappohr deines Lieblings an, sodass die Ohrmuschel offen liegt, und fülle den flüssigen Ohrreiniger hinein. Massiere den Gehörgang anschließend sanft. Es ist ratsam sich die Reinigung des Ohres in der Tierarztpraxis zeigen zu lassen.
  4. Sanft auswischen: Ohrenschmalz, Schmutz und überschüssige Flüssigkeit kannst du nun sanft mit einem Tuch auswischen. Du brauchst dabei keine Angst haben, das Trommelfell zu verletzen, denn dieses liegt im Hundeohr hinter einem Knick verborgen.
  5. Trocknen: Am Ende kannst du den Ohreingang sanft trockentupfen – ihr habt’s geschafft! Spätestens jetzt wird’s Zeit für eine wohlverdiente Belohnung.

Dr. Julia Vietmeier:

“Hat dein Hund ein innen stark behaartes Ohr, das die Belüftung seiner Ohren behindert, kann es nötig sein, die Haare aus dem Gehörgang zu zupfen. Am besten lässt du darüber deinen Tierarzt entscheiden: Er kann durch einen Blick mit einem Otoskop in das Ohr deiner Fellnase schauen und erkennen, ob das nötig ist.”

Wichtig ist, dass du jederzeit besonders sanft und besonnen arbeitest und deinen Schatz zwischendurch mit Leckerlies belohnst, z. B. wenn er das Zupfen akzeptiert und tapfer weiter stillhält. Es ist übrigens nicht schlimm, wenn ihr nicht beide Ohren auf einmal schafft: Dann ist beim nächsten Mal einfach die andere Seite dran.

Fazit: Regelmäßige, sanfte Ohrenpflege kann bei einigen Hunden helfen, das Ohr gesund zu halten. Stellst du unbekannte Änderungen am Ohr fest oder wirkt dein Hund anders als sonst, bist du mit ihm beim Tierarzt richtig aufgehoben. Berichte uns von deinen Erlebnissen: Wie und wie oft reinigst du die Ohren deines Lieblings und lässt er es tapfer über sich ergehen oder musstest du dir wirksame Tricks einfallen lassen? Wir sind gespannt!

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

ist promovierte Fachtierärztin und setzt in ihrer Praxis auf Chiropraktik und Akupunktur.
Sie legt großen Wert auf die ganzheitliche Behandlung ihrer vierbeinigen Patienten.

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