Ohrenentzündung

Ohrenentzündung beim Hund erkennen und behandeln

Wenn unser vierbeiniger Liebling sich ständig am Ohr kratzt, den Kopf schüttelt oder die Ohren unangenehm riechen, schrillen bei uns sofort die Alarmglocken. Eine Ohrenentzündung kann für unsere Vierbeiner nicht nur schmerzhaft, sondern auch äußerst unangenehm sein. Häufige Ursachen sind beispielsweise Bakterien, Pilze, Milben oder Allergien. In unserem Beitrag erfährst du, woran du eine Ohrenentzündung erkennst, welche Auslöser es geben kann und wie du deinem Liebling am besten weiterhilfst. Sorge dafür, dass dein Hund schnell wieder auf die Pfoten kommt!

Aufbau des Hundeohres

Das Hundeohr besteht aus mehreren Anteilen. Außen sieht man die Ohrmuschel. Sie ist aus elastischem Knorpel aufgebaut, der von Haut überzogen ist. Die Innenseite ist nur wenig behaart (rassebedingt, z.B, Pudel, Bichon Frisé, zum Teil auch stark behaart), außen dagegen sieht man das normale Fell. Rings um die Ohrmuschel setzen die Ohrmuskeln an, mit denen deine Fellnase das Ohr bewegen kann. Schaut man nach innen, sieht man den äußeren Gehörgang, der sich in einen senkrecht nach unten und einen waagerecht verlaufenden Anteil gliedert. Das Trommelfell stellt die Grenze zum Mittelohr dar. Im Mittelohr finden sich die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel), sie liegen in der Paukenhöhle und leiten den Schall in das Innenohr weiter. Hier verlaufen auch Anteile des Gesichtsnervs (N. facialis). Das Innenohr deines Hundes besteht aus dem Labyrinth und der Gehörschnecke. Sie bilden den Hör- und Gleichgewichtssinn. Mit dem Eustach´schen Gang ist das Ohr mit dem Nasenrachen verbunden.

In der Haut des Gehörganges befinden sich auch Schweiß- und Schmalzdrüsen, die das Ohrenschmalz produzieren. Dies dient der natürlichen Reinigung, indem der Schmutz nach außen transportiert wird.

Aufbau des Hundeohres

Ohrenentzündung bei Hunden: Symptome erkennen

  • Deutliche Falten in der innen liegenden Haut der Ohrmuschel (Blumenkohlohr) bei chronischer Ohrenentzündung
  • Süßlicher oder säuerlicher Geruch des Ohrensekrets
  • Juckreiz
  • Schmerzen
  • Rötungen
  • Der Hund möchte nicht an den Ohren angefasst werden

Ansammlung von Gehörsekret, teils braun verfärbt

Braunes Sekret im Ohr deines Vierbeiners kann auf eine Ohrenentzündung (Otitis) hindeuten und sollte nicht ignoriert werden. Dieses Sekret kann durch Bakterien, Pilze oder Parasiten, die sich im feuchten Milieu des Hundeohrs wohlfühlen entstehen. Es kann auch klebrig und krümelig sein und sich leicht in den Haaren um das Ohr herum absetzen. Falls du nur kleine Mengen im Ohr deines Hundes bemerkst, kann es sich auch um Ohrenschmalz handeln. Hunde produzieren Ohrenschmalz, um ihre Ohren sauber und gesund zu halten. Dieser kann ebenfalls eine bräunliche Farbe haben, ist jedoch normalerweise geruchslos und nur in kleinen Mengen vorhanden. Wenn das Sekret allerdings vermehrt auftritt, unangenehm riecht oder von anderen Symptomen begleitet wird, wie z.B. Rötungen solltest du schleunigst deinen Tierarzt kontaktieren.

Kopfschiefhaltung

Hunde versuchen oft, den Druck und die Schmerzen im betroffenen Ohr zu lindern, indem sie den Kopf zur Seite neigen. Diese Kopfschiefhaltung kann auch mit Gleichgewichtsstörungen in Verbindung stehen, da das Gleichgewichtsorgan im Innenohr beeinträchtigt sein könnte. In der Regel hat deine Fellnase ein Problem mit dem Mittel- oder Innenohr, wenn sie den Kopf schief hält.

Kopfschütteln

Kopfschütteln ist oft ein Versuch deines Vierbeiners, Unbehagen oder Fremdkörper loszuwerden. Eine der häufigsten Ursache dafür ist eine Ohrenentzündung. Auch Wasser, das nach dem Baden oder Schwimmen im Ohr zurückgeblieben ist, kann zu Irritationen führen.

Kratzen und Reiben des Ohres

Kratzt deine Fellnase sich oft am Ohr, kann auch das ein Zeichen von Schmerzen und Juckreiz sein. Da ständiges Kratzen die empfindliche Haut im Ohr zusätzlich reizt und die Entzündung verschlimmern kann, ist es wichtig, rechtzeitig deinen Tierarzt aufzusuchen. Durch das ständige Kratzen wird oftmals auch von Ohrenzwang gesprochen.

Ist eine Ohrenentzündung beim Hund ansteckend?

Eine Ohrenentzündung entsteht in der Regel durch ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren (siehe Ursachen). Trotzdem können Erreger (z.B. Milben) ansteckend sein und sich durch direkten Kontakt mit befallenen Tieren übertragen.

Ohrenentzündung beim Hund: Was ist zu tun?

Eine Ohrenentzündung beim Hund ist keine Kleinigkeit und sollte immer dem Tierarzt vorgestellt werden. Oft leiden die Fellnasen schon sehr lange unter einer schmerzhaften Ohrenentzündung, bevor sie in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden. Bei einer schweren, chronisch gewordenen Ohrenentzündung dauert die Therapie oft Monate bis lebenslang und kann sehr teuer werden. In einem solchen Fall ist man gut beraten, wenn man seinen Hund krankenversichert hat. Wenn man den Hund zeitnah vorstellt, kann, mit der richtigen Technik und den richtigen Medikamenten, einer (chronischen) Entzündung erfolgreich vorgebeugt und diese behandelt werden.

Der Tierarzt wird die Ohren zunächst vollständig untersuchen und eventuell eine Probe des Ohrensekrets entnehmen, um die Erreger festzustellen und damit die richtige Therapie einzuleiten. Nach einer Reinigung wird dann das entsprechende Medikament in die Ohren gegeben und der Hund bekommt, falls nötig, Antibiose und Schmerzmittel.

Ohrenentzündung beim Hund mit Hausmitteln behandeln

Im Zusammenhang mit der Ohrenentzündung beim Hund wird sehr häufig nach Hausmitteln gesucht (“Ohrenentzündung beim hund hausmittel” SV 1.900). Ist es ratsam, nach Hausmitteln zu greifen? Gerne können diese Hausmittel aufgegriffen und eine Einschätzung der Tierärztin gegeben werden, ob dies hilfreich ist und wenn ja, wie eine Dosierung aussehen könnte/die Anwendung vorgenommen wird:

Ohren richtig reinigen:

Ein gesundes, gut belüftetes und wenig behaartes Ohr braucht keine Reinigung und Extrapflege. Man kann hier schnell einen negativen Effekt erzielen, indem man mit Reinigern die Hautflora des Gehörganges beeinflusst.

Ein gesundes Hundeohr ist innen hellrosa und zeigt keine Abschürfungen, Rötungen oder verfärbte Ablagerungen. Eine kleine Menge Ohrenschmalz ist normal und weitestgehend geruchlos. Wenn das Ohr säuerlich oder süßlich riecht, sollte eine Kontrolle durch den Tierarzt stattfinden.

Bei einem innen stark behaarten Ohr kann es nötig sein, Haare aus dem Gehörgang zu zupfen. Dies entscheidet am besten der Tierarzt durch einen Blick mit einem Otoskop in das Ohr deiner Fellnase.

Bei Hunden mit zu engen Gehörgängen etc. kann eine Reinigung, je nach Hund wöchentlich bis monatlich erfolgen.

Step-by-Step-Anleitung zum Reinigen des Hundeohres:

  1. Die Hundenase sollte Richtung Brust zeigen
  2. Handschuhe tragen
  3. Anheben des Ohres und Füllen des Gehörganges mit, bestenfalls, angewärmtem Ohrreiniger
  4. Gehörgang sanft massieren
  5. Überschüssige Flüssigkeit mit einem Taschentuch aufnehmen
  6. Ohreingang sanft trockentupfen

Man kann sich die richtige Technik bei seinem Tierarzt zeigen lassen.

So bitte nicht:

  • Wattestäbchen (verdichten den Ohrensalz und Schmutz in der Tiefe, reizen die Haut)
  • Öl (reinigt zwar gut und löst das Ohrenschmalz aber verklebt die Ohrmuschel und die Haare)
  • Essigwasser (schlechte Reinigungswirkung, kann fettigen Ohrenschmalz schlecht lösen, kann reizend wirken)
  • Kochsalzlösung (hat schlechte Reinigungswirkung)
  • Alkoholische Ohrreiniger wie Kamillenauszug wirken entfettend und reizen die Haut
  • Ätherische Öle wie Teebaumöl nie unverdünnt verwenden, auch sie reizen die Haut
  • Bei defektem Trommelfell nur nach Absprache mit dem Tierarzt reinigen und behandeln, hier können der Gesichtsnerv gereizt werden und Schäden durch die Reinigungsflüssigkeit entstehen. Bei einem nicht intakten Trommelfell kann während der Reinigung Flüssigkeit durch die Nase herauslaufen.

Reinigen bei einer Ohrenentzündung:

  • Einbringen von Reinigungsflüssigkeit verdünnt das Ohrsekret, Eiter und Sekret können so besser ausgeschwemmt werden
  • Überschüssige Flüssigkeit mit einem Taschen- oder Küchentuch aufnehmen
  • Pflegende Reinigungstücher für die Reinigung der Falten in der Ohrmuschel (ohne Parfüme, Duftstoffe, Alkohol)

Tierärztin Julia Vietmeier:

"Falls eine Reinigung des Hundeohres bei Ihrem Hund notwendig sein sollte, lassen Sie es sich in Ihrer Tierarztpraxis zeigen. Es hilft, wenn der Tierarzt oder die Tierarzthelferin ein Ohr vorbehandelt und Sie dann das andere Ohr unter Kontrolle reinigen. So lernen Sie schnell wie es geht und es kann nichts mehr schief gehen."

Als erste Hilfe greifen Hundebesitzer gerne zu bekannten Hausmitteln, aber dieses kann aus verschiedenen Gründen nicht zielführend sein. Alles, was man ohne Diagnose in das Hundeohr schüttet, verfälscht die Ergebnisse und kann die Diagnose des Tierarztes erschweren. Es ist immer gut, routinemäßig einen Blick in das Ohr deines Lieblings zu werfen. Falls du einen Fremdkörper entdeckst und diesen mit einer Pinzette leicht entfernen kannst, solltest du dies tun. Auch, falls das Hundeohr deines Hundes regelmäßige Reinigung braucht, kann man das, nach Anleitung, leicht selbst erledigen.

Vorsicht: Alles nur in Absprache mit dem Tierarzt und bei intaktem Trommelfell! Wenn du deiner Fellnase bei nicht intaktem Trommelfell Lösungen (egal, welcher Art) in das Ohr einbringst, kann das weitreichende Folgen haben.

Pflanzlichen Mittel bei leichten Ohrenentzündungen:

  • Ringelblume, Johanniskaraut, Kamille, Salbei (keine stark alkoholischen Tinkturen)
  • Teebaumöl, Zimtöl (nicht unverdünnt)
  • Manukahonig, medizinischer Honig und Propolis (Vorsicht, verkleben schnell das Hundeohr))
  • Kolloidales Silber

Mit einem warmen Kissen oder einer warmen Kompresse auf dem Ohr kannst du deinem Hund eventuell diese unangenehme Zeit der Ohrenentzündung etwas erleichtern. Die Wärme lindert die Schmerzen, das Sekret wird flüssiger und kann besser ablaufen. Achte aber darauf, dass dein Hund es gut toleriert und lass ihn entscheiden, ob es für ihn angenehm ist oder nicht.

Welches Futter ist das richtige bei einer Ohrenentzündung?

Um zu entscheiden, welches Futter für deinen Hund sinnvoll ist, muss abgeklärt werden, ob er an einer Futtermittelallergie leidet, die ursächlich für die Ohrenentzündung ist. Sollte dies der Fall sein, muss mit einer Ausschlussdiät > Verlinkung< herausgefunden werden, gegen welche Bestandteile des Futters der Hund allergisch reagiert. Danach kann das Futter ausgewählt werden, welches deine Fellnase gut verträgt.

Ursachen einer Ohrenentzündung beim Hund

  • Hängeohren (zusätzliche Krümmung des Gehörganges, schlechte Belüftung)
  • Enge Gehörgänge (erschweren die natürliche Reinigung, oft bei Bulldoggen, Mops, Molosser, Shar Pei)
  • Starke Behaarung im Gehörgang (z.B. Pudel, Bichon Frise)
  • Schwimmen und Tauchen
  • Ständiges „Sauberschlecken“ der Ohren durch einen anderen Hund
  • Allergische Dermatitis, z.B. bei Futtermittelallergie (die Haut im Gehörgang reagiert im Zuge einer Allergie genau wie die restliche Haut)
  • Fremdkörper (Grannen)
  • Systemische Erkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion, Leishmaniose)
  • Ohrmilben (Otodectes cynotis, Ohrräude)
  • Schwaches Immunsystem (z.B. durch eine gestörte Darmflora)

Durch schlechte Belüftung, Wasser im Ohr oder nicht ausreichende, natürliche Reinigung entsteht im Ohr ein guter Nährboden für Hefepilze (z.B. Malassezien) und Bakterien. Diese führen dann zu einer Verschlimmerung der Entzündung und es entsteht ein Teufelskreis.

Chronische Ohrenentzündung: Wenn die Erkrankung wiederkommt

Eine Ohrenentzündung kann, wenn sie nicht adäquat behandelt wird, für deinen Liebling schnell zu einer dauerhaften, schmerzenden Qual werden. Es kann, bei schweren Verläufen, zu mehreren Narkosen und chirurgischen Eingriffen führen und so dem Hundebesitzer viel Ärger und finanziellen Aufwand einbringen. Auch können Erkrankungen mit resistenten Erregern entstehen. Daher ist es wichtig, dass, wenn du Anzeichen für eine Ohrenentzündung bei deinem Hund erkennst, du ihn zeitnah in einer Tierarztpraxis vorstellst. Dort kann man die Ursache feststellen und eine geeignete Therapie beginnen. Auch ein Training zur Ohrenreinigung kann (falls nötig) hier absolviert werden.

Othämatom oder Blutohr: wenn das Hundeohr anschwillt

Bei einem Othämatom oder Blutohr sammelt sich Blut in der Ohrmuschel zwischen dem elastischen Knorpel und der Haut. Es entsteht durch äußere Einflüsse wie kräftigem Kopfschütteln oder Kratzen. Eine Verletzung, der die Ohrmuschel versorgenden, Blutgefäße führt dazu, das Blut austritt und sich zwischen Ohrknorpel und Haut ansammelt. Das Ohr kann hierbei teilweise oder komplett anschwellen und so Schmerzen verursachen. Die Schwellung ist in der Regel innen am Ohr und warm, sie kann fest sein oder es fühlt sich an, als würde Flüssigkeit hin und her schwappen. Fällt dir diese Veränderung am Ohr deiner Fellnase auf, ist ein Gang zum Tierarzt unerlässlich.

Für die Therapie eines Blutohres ist es wichtig, die Ursache der Entstehung (z. B. Kopfschütteln durch Ohrenentzündung) herauszufinden und mitzubehandeln. Das Othämatom selbst kann chirurgisch oder konservativ behandelt werden. Dies wird individuell vom behandelnden Tierarzt entschieden. In der Regel wird das Ohr deines Fellfreundes eröffnet und die Flüssigkeit abgelassen.

Bei nicht behandeltem Blutohr bleiben in der Regel Vernarbungen und es kommt häufig zu einer blumenkohlartigen Ohrmuschel (Blumenkohlohr). Allerdings besteht auch bei einer korrekten Behandlung die Gefahr einer Vernarbung oder eines Nachlaufens von Blut.

Ohrenentzündung beim Hund vorbeugen – 5 Tipps

  1. Stelle mit einem Tierarzt zusammen fest, ob eine regelmäßige Ohrreinigung bei deinem Hund nötig ist.
  2. Verwende die richtigen Produkte (am besten aus der Tierarztpraxis, dort sind sie genau deklariert und der Tierarzt kann das entsprechende Produkt auf deinen Hund abstimmen)
  3. Lass dir, falls nötig, die korrekte Ohrenpflege beim Tierarzt zeigen.
  4. Vermeide mit deiner Fellnase die oben genannten Auslöser wie exzessives Tauchen und Ohrenschlecken
  5. Werfe regelmäßig einen Blick in die Ohren deiner Fellnase, so kannst du Anzeichen einer Ohrenentzündung schnell erkenn und handeln

Fazit: Nicht alle Hundeohren brauchen eine besondere Pflege aber ein sanftes Training zum Anfassen und Hineinschauen in die Ohren macht bei jedem Hund Sinn. Wenn man sich dann noch bei seinem Tierarzt in der korrekten Ohrenreinigung schulen lässt, ist man bestens vorbereitet. Eine regelmäßige Kontrolle der Ohren deines Lieblings hilft oft, ihm die Unannehmlichkeiten einer langwierigen Ohrenentzündung zu ersparen. Musst du die Ohren deines Fellfreundes regelmäßig reinigen oder hatte er womöglich schon einmal eine schmerzhafte Ohrenentzündung?

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

ist promovierte Fachtierärztin und setzt in ihrer Praxis auf Chiropraktik und Akupunktur.
Sie legt großen Wert auf die ganzheitliche Behandlung ihrer vierbeinigen Patienten.

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