Ohrenentzündung

Ohrenentzündung beim Hund erkennen und behandeln

Wenn dein vierbeiniger Liebling sich ständig am Ohr kratzt, den Kopf schüttelt oder die Ohren unangenehm riechen, schrillen bei dir sofort die Alarmglocken. Eine Ohrenentzündung kann für unsere Vierbeiner schmerzhaft und äußerst unangenehm sein. In diesem Beitrag erklärt dir Tierärztin Dr. Julia Vietmeier, woran du eine Ohrenentzündung erkennst, welche Auslöser es geben kann und wie du deinem Liebling am besten hilfst, damit er schnell wieder auf die Pfoten kommt!

Ohrenentzündung bei Hunden: Symptome erkennen

Das Hundeohr ist ein komplexes Organ und für den Hörsinn deines Vierbeiners essenziell. Ein gesundes Hundeohr ist innen hellrosa und zeigt weder am Innenohr noch am Außenohr Abschürfungen, Rötungen oder verfärbte Ablagerungen. Eine kleine Menge Ohrenschmalz ist normal und weitestgehend geruchlos.

Aufbau Hundeohr


Einige dieser Anzeichen könnten auf eine Ohrentzündung(Otitits) hindeuten:

  • deutliche Falten in der innen liegenden Haut der Ohrmuschel (“Blumenkohlohr”) bei chronischer Ohrenentzündung
  • süßlicher oder säuerlicher Geruch des Ohrensekrets
  • Juckreiz
  • Schmerzen
  • Rötungen
  • dein Hund möchte an den Ohren nicht angefasst werden

Daneben gibt es weitere Symptome, die du ebenfalls ärztlich abklären lassen solltest. Julia erklärt dir, ob die hier beschriebenen Symptome auf eine Otitis hindeuten und was du tun kannst:

Ansammlung von Gehörsekret, teils braun verfärbt

Braunes Sekret im Ohr deines Hundes kann tatsächlich auf eine Ohrenentzündung hindeuten und sollte nicht ignoriert werden. Dieses Sekret kann durch Bakterien, Pilze oder Parasiten entstehen, die sich im feuchten Milieu des Hundeohrs wohlfühlen. Es kann auch klebrig und krümelig sein und sich leicht in den Haaren um das Ohr herum absetzen.

Falls du nur kleine Mengen im Ohr deines Hundes bemerkst, kann es sich auch um Ohrenschmalz handeln. Hunde produzieren Ohrenschmalz, um ihre Ohren sauber und gesund zu halten. Dieser kann ebenfalls bräunlich sein, ist jedoch normalerweise geruchlos und nur in kleinen Mengen vorhanden.

Wenn das Sekret allerdings

  • vermehrt auftritt,
  • unangenehm riecht oder
  • von anderen Symptomen begleitet wird, wie z.B. Rötungen im Ohr

solltest du schleunigst deinen Tierarzt kontaktieren.

Kopfschiefhaltung

Hunde versuchen oft, den Druck und die Schmerzen im betroffenen Ohr zu lindern, indem sie den Kopf zur Seite neigen. Diese Kopfschiefhaltung kann auch mit Gleichgewichtsstörungen in Verbindung stehen, da das Gleichgewichtsorgan im Innenohr beeinträchtigt sein könnte. In der Regel hat deine Fellnase ein Problem mit dem Mittel- oder Innenohr, wenn sie den Kopf schief hält. Kontaktiere schleunigst deinen Tierarzt.

Kopfschütteln

Kopfschütteln ist oft ein Versuch deines Vierbeiners, Unbehagen oder Fremdkörper loszuwerden. Eine der häufigsten Ursachen dafür ist eine Ohrenentzündung. Auch Wasser, das nach dem Baden oder Schwimmen im Ohr zurückgeblieben ist, kann zu Irritationen führen.

Kratzen und Reiben des Ohres

Kratzt deine Fellnase sich oft am Ohr, kann auch das ein Zeichen von Schmerzen und Juckreiz sein. Da ständiges Kratzen die empfindliche Haut im Ohr zusätzlich reizt und die Entzündung verschlimmern kann, ist es wichtig, rechtzeitig deinen Tierarzt aufzusuchen. Durch das ständige Kratzen wird oft auch von “Ohrenzwang” gesprochen.

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier:

“Eine Ohrenentzündung beim Hund ist keine Kleinigkeit und sollte immer dem Tierarzt vorgestellt werden. Schaust du frühzeitig in der Tierarztpraxis vorbei, kann einer – im schlimmsten Fall chronischen – Entzündung erfolgreich vorgebeugt und diese vernünftig behandelt werden, mit der richtigen Technik und den passenden Medikamenten.”

Ursachen einer Ohrenentzündung beim Hund

Eine Ohrenentzündung entsteht in der Regel durch ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren. Zu den Auslösern zählen beispielsweise Bakterien, Pilze, Milben oder Allergien; einige Risikofaktoren hingegen könnten eine Otitis begünstigen:

  • Schwimmen und Tauchen
  • ständiges „Sauberschlecken“ der Ohren durch einen anderen Hund
  • eine allergische Dermatitis, z. B. bei Futtermittelallergie, denn die Haut im Gehörgang reagiert im Zuge einer Allergie genau wie die restliche Haut
  • Fremdkörper, z. B. Grannen
  • systemische Erkrankungen, z. B. Schilddrüsenunterfunktion oder Leishmaniose
  • Ohrmilben (Otodectes cynotis), die “Ohrräude” hervorrufen
  • ein schwaches Immunsystem, z. B. durch eine gestörte Darmflora

Bei manchen Rassen kann es anatomiebedingt zudem eher zu einer Ohrentzündung kommen, etwa bei:

  • Hänge-/ Schlappohren, die eine eine zusätzliche Krümmung des Gehörgangs aufweisen, was eine schlechte Belüftung begünstigt
  • engen Gehörgängen, welche die natürliche Reinigung erschweren; dies ist oft bei Bulldoggen, Mops, Molossern oder Shar Pei der Fall
  • starker Behaarung im Gehörgang, wie z. B. Pudel oder Bichon Frisé

Durch schlechte Belüftung, Feuchtigkeit und/oder Wasser im Ohr oder nicht ausreichende, natürliche Reinigung entsteht im Ohr ein guter Nährboden für Hefepilze (z. B. Malassezien) und Bakterien. So haben Krankheiten leichtes Spiel, die Entzündung kann schlimmer werden und es entsteht ein Teufelskreis.

Ist eine Ohrenentzündung beim Hund ansteckend?

Eine Ohrentzündung kann durchaus ansteckend sein, etwa wenn Erreger wie Milben daran beteiligt sind. Durch direkten Kontakt mit befallenen Tieren könnten sich die Plagegeister auf deinen Vierbeiner übertragen.

Ohrenentzündung beim Hund: Was ist zu tun?

Oft leiden die Fellnasen schon sehr lange unter einer schmerzhaften Otitis, bevor sie in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden. Bei einer schweren, chronisch gewordenen Ohrenentzündung dauert die Therapie oft Monate bis lebenslang und kann sehr teuer werden. In einem solchen Fall sind Hundehalter gut beraten, eine Hundekrankenversicherung abzuschließen.

Der Tierarzt wird die Ohren zunächst vollständig untersuchen und eventuell einen Abstrich des Ohrensekrets entnehmen, um die Erreger festzustellen und damit die richtige Therapie einzuleiten.

Dann erfolgt mit wenigen Handgriffen die Ohrreinigung bei deinem Vierbeiner:

  • die Reinigungsflüssigkeit verdünnt das Ohrsekret, sodass Eiter und Sekret besser ausgeschwemmt werden können
  • die überschüssige Flüssigkeit wird dann mit einem Taschen- oder Küchentuch aufgenommen
  • für die Reinigung der Falten in der Ohrmuschel werden pflegende Reinigungstücher ohne Parfüme, Duftstoffe oder Alkohol verwendet

Nach einer Reinigung wird dann das entsprechende Medikament in die Ohren gegeben. Falls nötig, erhält dein Hund dann ein Antibiotikum und Schmerzmittel.

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier:

"Falls das Hundeohr bei deinem Vierbeiner gereinigt werden muss, lass es dir ruhig in deiner Tierarztpraxis zeigen: Die Tierärztin oder die Tierarzthelferin können ein Ohr vorbehandeln und du reinigst dann das andere Ohr unter Aufsicht. So lernst du schnell, wie es geht – und es kann nichts mehr schief gehen!"

Ohrenentzündung beim Hund mit Hausmitteln behandeln

Als erste Hilfe greifen viele Hundebesitzer gerne zu bekannten Hausmitteln – doch das kann sich als nicht zielführend erweisen, denn: Alles, was ohne Diagnose ins Hundeohr gelangt – sei es zur Pflege oder Reinigung – kann die Diagnose des Tierarztes erschweren.

Es ist immer gut, routinemäßig einen Blick in das Ohr deines Lieblings zu werfen. Falls du einen Fremdkörper entdeckst und diesen mit einer Pinzette leicht entfernen kannst, solltest du dies tun. Auch eine Ohrreinigung kannst du bei Bedarf bei deiner Fellnase nach Anleitung leicht selbst vornehmen.

Vorsicht: Dies solltest du nur in Absprache mit deinem Tierarzt und bei intaktem Trommelfell vornehmen! Wenn du deiner Fellnase bei einem verletzen Trommelfell Lösungen (egal, welcher Art) in das Ohr einbringst, kann das weitreichende Folgen haben.

Diese 5 pflanzlichen Mittel und Hausmittel können bei leichten Ohrenentzündungen helfen:

  • Ringelblume, Johanniskraut, Kamille, Salbei (keine stark alkoholischen Tinkturen)
  • Teebaumöl, Zimtöl (nicht unverdünnt)
  • Manukahonig, medizinischer Honig und Propolis (Vorsicht, diese verkleben schnell das Hundeohr!)
  • kolloidales Silber (soll leicht antimikrobiell wirken. Die Studienlage ist aber sehr gering. Es dient der äußerlichen Anwendung. Man sollte die Anwendung, wie immer, mit dem Tierarzt besprechen.)
  • Wärme: Mit einem warmen Kissen oder einer warmen Kompresse auf dem Ohr kannst du deinem Hund eventuell diese unangenehme Zeit der Ohrenentzündung etwas erleichtern. Die Wärme lindert die Schmerzen, das Sekret wird flüssiger und kann besser ablaufen. Achte aber darauf, dass dein Hund es gut toleriert und lass ihn entscheiden, ob er es für angenehm hält.

Welches Futter ist das richtige bei einer Ohrenentzündung?

Um zu entscheiden, welches Futter für deinen Hund sinnvoll ist, muss abgeklärt werden, ob er an einer Futtermittelunverträglichkeit oder einer Futtermittelallergie leidet, die ursächlich für die Ohrenentzündung ist. Sollte dies der Fall sein, kann mit einer sogenannten Eliminationsdiät, einer Ausschlussdiät über mehrere Wochen, herausgefunden werden, gegen welche Bestandteile des Futters dein Hund allergisch reagiert. Danach wird das Futter ausgewählt, das deine Fellnase gut verträgt.

Chronische Ohrenentzündung: Wenn die Erkrankung wiederkommt

Eine Ohrenentzündung kann, wenn sie nicht adäquat behandelt wird, für deinen Liebling schnell zu einer dauerhaften, schmerzenden Qual werden. Bei schweren Verläufen können mehrere Narkosen und chirurgische Eingriffe nötig werden. Einmal davon abgesehen, dass du als Hundebesitzer deinen Vierbeiner nicht leiden sehen kannst, geht dies oft mit einem erheblichen finanziellen Aufwand einher. Auch können Erkrankungen mit resistenten Erregern entstehen.

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier:

"Um eine chronische Ohrenentzündung zu vermeiden, solltest du bei ersten Anzeichen für eine Ohrenentzündung mit ihm zum Tierarzt. Dort lässt sich die Ursache feststellen und ihr könnt eine geeignete Therapie beginnen. Und falls nötig, kann hier auch ein Training zur Ohrenreinigung absolviert werden.

Ohrenentzündung beim Hund vorbeugen – 5 Tipps

  1. Ohrenpflege: Stelle mit einem Tierarzt zusammen fest, ob eine regelmäßige Ohrenreinigungbei deinem Hund nötig ist. Falls nötig, lass dir die korrekte Ohrenpflege beim Tierarzt zeigen.
  2. Passende Pflegeprodukte: Ob Salbe oder Ohrspülung – verwende die richtigen Präparate zur Ohrreinigung. Am besten hältst du dich an die Empfehlungen deiner Tierarztpraxis: Dort sind die Produkte genau deklariert und der Tierarzt kann sie genau auf deinen Hund abstimmen.
  3. Vermeide exzessives Tauchen oder das Ohrenschlecken durch andere Hunde.
  4. Regelmäßige Kontrolle: Wirf regelmäßig einen Blick in die Ohren deiner Fellnase, so kannst du Anzeichen einer Ohrenentzündung schnell erkennen und handeln. Dafür macht übrigens sanftes Training schon bei Welpen Sinn: So gewöhnt sich dein Vierbeiner an das Anfassen und Hineinschauen ins Ohr.
  5. Stärke das Immunsystem deines Vierbeiners – so ist sein Organismus robuster gegenüber Parasiten und anderen Erregern, die Infektionen hervorrufen könnten.

Fazit: Nicht alle Hundeohren benötigen besondere Pflege. Doch die regelmäßige Kontrolle der Ohren deines Lieblings hilft oft, ihm die Unannehmlichkeiten einer langwierigen Ohrenentzündung zu ersparen. Musst du die Ohren deines Fellfreundes regelmäßig reinigen oder hatte er womöglich schon einmal eine schmerzhafte Ohrenentzündung?

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

ist promovierte Fachtierärztin und setzt in ihrer Praxis auf Chiropraktik und Akupunktur.
Sie legt großen Wert auf die ganzheitliche Behandlung ihrer vierbeinigen Patienten.

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