Eierlikör Pinnchen

Eierlikör für Hunde – das sagt die Tierärztin

Ob zu Ostern, an Weihnachten oder zwischendurch: Beim Familienbrunch oder in geselliger Runde genehmigen sich Frauchen und Herrchen gerne einmal ein Gläschen Eierlikör. Dieser Trubel im Haus ist manchen Vierbeinern jedoch schnell zu viel. Man könnte meinen: Wie wäre es also zur Beruhigung auch mit einem Schlückchen für den Hund? Mithilfe von Tierärztin und Hundeprofi Dr. Julia Vietmeier klären wir dich darüber auf, ob du deinem Hund Eierlikör geben darfst und was er bewirkt.

Darf ein Hund Eierlikör trinken?

Dem Hund Eierlikör zu geben, steht immer wieder in der Kritik. Die Frage wird kontrovers diskutiert – auch unter Tierärzten und Hundetrainern. Laut Tierärztin Dr. Julia Vietmeier gibt es hierzu keine einfache Empfehlung. Außerdem bestehen diese Gesundheitsgefahren, wenn dein Hund Eierlikör trinkt:

  • Alkoholvergiftung: Durch Eierlikör kann dein Hund auch eine Alkoholvergiftung bekommen.
  • Verdauungsprobleme: Inhaltsstoffe von Eierlikör wie Fett, Laktose und Zucker sind für unsere Vierbeiner meistens nicht verträglich und können zu Verdauungsproblemen wie Durchfall oder Erbrechen führen. Auch bei Vorerkrankungen wie Diabetes kann dein Hund gesundheitliche Probleme bekommen.
  • Salmonellen: Da das dickflüssige, gelbe Getränk rohes Ei enthält, ist die Gefahr einer Infektion mit Salmonellen durch Eierlikör gegeben.

Nur in geringen Mengen, in Ausnahmesituationen und in Absprache mit deinem Tierarzt ist es okay, deinem Hund Eierlikör zu geben. Anderen Tieren wie Katzen solltest du Alkohol übrigens keinesfalls geben!

Folgen einer Alkoholvergiftung beim Hund

Nicht nur Menschen droht beim Trinken einer größeren Menge Alkohol eine Alkoholvergiftung. Auch unsere vierbeinigen Begleiter können eine Alkoholvergiftung erleiden, die schlimmstenfalls zum Tod führen kann! Hast du den Verdacht, dass dein Hund unter einer Alkoholvergiftung leidet, bringe ihn sofort zu einem Tierarzt. Dabei kann dein Hund diese Symptome zeigen:

  • niedrigen Blutdruck,
  • verlangsamten Puls,
  • Unterkühlung,
  • Unterzuckerung,
  • Harninkontinenz,
  • Apathie,
  • schwankenden Gang,
  • Starrezustand des Körpers und
  • Koma.

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier:

“Ein Hund kann übrigens auch eine Alkoholvergiftung bekommen, ohne ihm bewusst ein Pinnchen vorzusetzen: Wenn er vergorene Früchte wie Fallobst oder Produkte mit frischer Backhefe wie rohen Teig frisst. Dieser kann dann im Magen gären und wird so zu Ethanol – also Alkohol. Es kann dabei nicht nur zu einer Vergiftung bei unseren Lieblingen kommen, sondern auch zu einer Volumenüberladung des Magens durch das Aufgasen. Besitzer sollten sich dieser ganzen Gefahren von Alkohol und wie ihre Hunde eine Vergiftung bekommen können, bewusst sein, bevor sie ihnen wissentlich Alkohol geben!”

Was bewirkt Eierlikör bei Hunden?

Von Befürwortern wird Eierlikör bei Hunden eine positive Wirkung zugesprochen: Eierlikör soll in aufregenden Situationen wie Silvester Stress mindern. Der Alkohol soll beruhigend wirken, der Fellnase die Angst vor der Knallerei mit Raketen am Silvesterabend nehmen und so die Situation für sie erträglicher machen.

Wichtig: Auch wenn es sich nach einem einfachen Trick anhört, deinen Hund betrunken zu machen – gib ihm nur nach Absprache und Berechnung der Dosierung durch deinen Tierarzt Eierlikör! Er kann z. B. hilfreich sein, wenn dein Hund unter starken Panikattacken leidet und dadurch körperliche Reaktionen wie Erbrechen zeigt. Ist deinem Vierbeiner jedoch nur etwas unwohl, kann auch ein sicherer Ort, Ablenkung und deine Gesellschaft vollkommen ausreichen, um ihn zu beruhigen. Denn ob Alkohol wirklich angstlösend oder nur sedierend wirkt, wird noch erforscht.

Wie viel Eierlikör darf mein Hund? – Dosierung

Wie wir Menschen reagiert auch jeder Hund individuell auf Alkohol. Beobachte deinen Fellfreund also genau, wenn du ihn kleine Mengen Eierlikör schlecken lässt und bringe ihn in eine Praxis, sollte er Symptome einer Vergiftung zeigen. Bemerkst du nach der Verabreichung der für ihn vom Tierarzt berechneten Gesamtmenge jedoch keinen Unterschied, vermeide unbedingt eine weitere Dosis! Eine Überdosierung könnte für deinen Liebling tödlich enden.

Die Menge von Eierlikör als Beruhigungsmittel für deinen sehr ängstlichen und aufgeregten Hund richtet sich nach dem Körpergewicht deines Vierbeiners und dem Alkoholanteil des Eierlikörs. Der Tierarzt Ralph Rückert hat eine Formel aufgestellt, nach der die Gabe der Eierlikörmenge für deinen Hund berechnet werden kann. Hole dir trotz dieser Berechnung, die nur als Grundlage dient, die Empfehlung durch deine Tierarztpraxis ein!

Im folgenden zitieren wir aus dem Blog-Beitrag "Silvester 18 - Von panischen Hunden" von Tierarzt Ralph Rückert:

"Der Tierarzt Ralph Rückert gibt hier (ohne Gewähr, Anwendung auf eigene Verantwortung!) mal eine leicht verständliche Anleitung:

Gewicht des Hundes bis 25 kg:
Körpergewicht in kg x 0,4 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Gewicht des Hundes von 26 kg bis 50 kg:
Körpergewicht in kg x 0,3 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Gewicht des Hundes ab 50 kg:
Körpergewicht in kg x 0,2 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Die Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks bitte immer auf 2-3 Portionen im Abstand von ca. 2 Stunden aufteilen, so dass die letzte Gabe vor dem Höhepunkt der Knallerei um ca. 23.30 Uhr erfolgt.

Beispiel: Ein 15 kg schwerer Hund bekommt einen 20%igen Eierlikör nach folgender Empfehlung: 15 (Körpergewicht) x 0,4 x 100 / 20 (Alkoholanteil des Eierlikörs) = 30 ml Eierlikör. Davon einen Esslöffel (ca. 15 ml) 21.30 Uhr und einen weiteren um 23.30 Uhr.

Diese Anleitung bzw. Empfehlung beruht auf Erfahrungswerten und stellt keine tiermedizinische Dosierungsanleitung dar."

Quelle: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=20543

Alternativen zum Eierlikör beim Hund

Möchtest du deinem flauschigen Liebling keine alkoholhaltigen Getränke wie Eierlikör zur Beruhigung bei Angstzuständen geben, gibt es neben unseren 10 Tipps für Angsthunde an Silvester weitere Möglichkeiten, um deinem Hund in stressigen Situationen zu helfen. Um sicherzugehen, dem Vierbeiner nicht zu schaden, können Hundebesitzer auf diese alternativen Methoden zurückgreifen:

  • pflanzliche Präparate: Pflanzliche Mittel wie Baldrian oder Passionsblume verbreiten eine beruhigende Wirkung. In Pulver- oder Tropfenform kannst du sie einfach unter das Futter deines Lieblings mischen.
  • Pheromone: Diese werden von der Mutterhündin für die Welpen produziert, um ihnen Sicherheit zu vermitteln und sie zu beruhigen. Es gibt Sprays, mit denen Hundehalter künstlich hergestellte Pheromone versprühen können, um diese Wirkung bei ihrem Hund zu erzielen.
  • Verhaltenstherapie: Um deinem Hund langfristig Angst und Aufregung zu nehmen, kann eine Verhaltenstherapie helfen. Der angstauslösende Reiz wird hierbei von einem professionellen Hundetrainer in eine positive Erfahrung gewandelt.
  • Medikamente vom Tierarzt: Bei extremer Panik kann dein Tierarzt deinem Hund Medikamente verschreiben, die ihm seine Angst nehmen.

Welche Therapie oder Möglichkeit die beste für deinen Hund ist, hängt von vielen Faktoren wie seiner Gesundheit, seinem Alter oder der Ausprägung seiner Angst ab. Entscheide individuell zusammen mit deiner Tierarztpraxis, was zu deinem Liebling passt.

Fazit: Fest steht, Alkohol in größeren Mengen ist für deinen Hund schädlich und kann sogar tödlich enden. Es gibt daher keine konkrete Empfehlung, deinem Liebling Eierlikör zu verabreichen. In sehr niedrig dosierten Mengen kann er jedoch in Ausnahmesituationen wie Silvester bei stark verängstigten Hunden Linderung schaffen. Möchtest du deiner Fellnase Eierlikör geben, besprich das aber unbedingt vorher mit deinem Tierarzt! Er kann dir auch Alternativen nennen, die dein Hund bestimmt besser verträgt. Hast du auch einen zitternden Angsthund zuhause? Wie schaffst du es, ihn zu beruhigen? Teile gerne deine Tipps mit uns!

Ein Bericht von unserer Expertin Tierärztin Dr. Julia Vietmeier.

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