Wirbelsäule

Die Wirbelsäule von Hunden

Die Gesundheit unserer Fellnasen liegt uns am Herzen. Ganz egal, ob aufgeweckter Welpe, verspielter Erwachsener oder entspannter Senior – die Wirbelsäule spielt, wie bei uns Menschen, eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden und die Beweglichkeit unserer Hunde. In diesem Beitrag erklärt dir unsere Tierärztin Dr. Julia Vietmeier, wie die Wirbelsäule deiner Fellnase aufgeteilt ist, wozu sie dient und wie du Rückenschmerzen bei deinem Hund erkennen kannst.

Anatomie der Wirbelsäule beim Hund

Die Wirbelsäule des Hundes wird in verschiedene Abschnitte unterteilt. Insgesamt hat ein Hund etwa

30 Wirbel und 15–21 Schwanzwirbel, die unterschiedlich aussehen und verschiedene Bewegungsmöglichkeiten haben.

Wirbelsäule des Hundes
  • 1. Halswirbelsäule: Der Hund hat sieben Halswirbel. Der erste (Atlas) und zweite Halswirbel (Axis) unterscheidet sich von dem Rest in ihrem Aussehen und ihrer Funktion. Die Halswirbelsäule ist sehr beweglich und über die verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten der einzelnen Halswirbel ist eine seitliche Drehung des Kopfes und Halses bis in den Brustbereich möglich.
  • 2. Brustwirbelsäule: Der Hund besitzt 13 Brustwirbel. Zwischen jeweils zwei Brustwirbeln befindet sich eine bewegliche, mit den Wirbeln verbundene Rippe. Die ersten neun Rippen sind mit dem Brustbein gelenkig verbunden. Die 10., 11. und 12. Rippe sind nur knorpelig verbunden und die 13. Rippe endet frei. Der so entstehende Brustkorb dient als Schutz der inneren Organe (Lunge, Herz, etc.) und durch die gelenkige Verbindung zwischen Brustwirbel, Rippen und Brustbein ist das Atmen gut möglich.
  • 3. Lendenwirbelsäule: Der Hund besitzt sieben Lendenwirbel. Sie sind länger und massiver als die Brustwirbel. Die Beweglichkeit nimmt von vorne nach hinten immer mehr ab und eine Rotation ist kaum möglich. Durch dieses Verzahnen entsteht eine erhöhte Festigkeit, die zum einen der Bauchmuskulatur einen Ansatz bietet und zum anderen können die Bewegungsimpulse aus der Hinterhand auf den Körper übertragen werden – so wird die Vorwärtsbewegung möglich.
  • 4. Kreuzwirbel: Die drei Kreuzwirbel des Hundes sind zu einem Knochen, dem Kreuzbein, verschmolzen. Die gelenkige Verbindung zur Lendenwirbelsäule ist sehr beweglich – aus diesem Grund ist der Übergang besonders empfindlich. Das Kreuzbein ist auch Bestandteil des Beckenringes und somit an der Kraftübertragung aus der Hintergliedmaße beteiligt. Mit dem Kreuzdarmbeingelenk (Iliosakralgelenk) ist das Kreuzbein gelenkig mit dem Becken verbunden.
  • 5. Schwanzwirbelsäule: Am Ende des Kreuzbeins schließen sich die Schwanzwirbel an, von denen der Hund 15–21 besitzt. Die Rute ist sehr beweglich, kann aber auch als Stütze und als Paddel beim Schwimmen benutzt werden.

Die Aufgaben der Wirbelsäule

Generell dient die Wirbelsäule als Ansatzpunkt für Muskulatur, innere Organe und zum Schutz des Rückenmarks, welches im knöchernen Wirbelkanal liegt. Die einzelnen Nerven verlassen diesen durch Austrittslöcher zwischen jeweils zwei Wirbeln. Die Wirbel sind untereinander durch Facettengelenke verbunden. Auch Bänder dienen der Stabilität. Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern findet man die Bandscheiben. Dies sind druckelastische Polster, die den entstehenden Druck in alle Richtungen abfangen. Sie bestehen aus einem faserknorpeligen Ring (Anulus fibrosus) und einem Kern (Nucleus pulposus), der zu 70–90 % aus Wasser besteht, das an Makromoleküle gebunden ist.

Woran merke ich, dass mein Hund Rückenschmerzen hat?

  • Fehlstellungen, wie unnatürliche Haltung des Rückens (Katzenbuckel) oder eine unnatürliche Haltung des Kopfes (Tief- oder Schiefhaltung)
  • Erhöhte Druckempfindlichkeit im Rücken, der Vierbeiner lässt sich nicht mehr gern anfassen, guckt sich um oder schmatzt bei Berührung
  • Zittern des Felles und der Muskulatur im Bereich des Rückens beim Anfassen
  • Erschwertes Aufstehen
  • Nachschleifen der Gliedmaßen, zum Teil mit Abnutzungserscheinungen der Krallen
  • Staksiger Gang oder plötzlicher Passgang
  • Bewegungsunlust
  • Treppensteigen wird vermieden
  • Der Hund springt nicht mehr ins Auto
  • Aufjaulen bei plötzlichen Bewegungen oder dem Hochheben

Hund hat Schmerzen an der Wirbelsäule: Das kannst du tun

Rückenschmerzen beim Hund können sehr häufig konservativ behandelt werden. Hier helfen Manualtherapeuten wie Chiropraktiker, Osteopathen und Physiotherapeuten. Rückenschmerzen schränken die Lebensqualität unserer Vierbeiner in der Regel ein. Ein unbeschwertes Herumspringen und Rennen ist oft nur unter Schmerzen möglich. Hier kann schon prophylaktisch vorgebeugt werden. Ein regelmäßiger Besuch bei einem Chiropraktiker oder Physiotherapeuten spart oft Zeit, Geld und Schmerzen.

Eine gesunde und gut ausgeprägt Muskulatur hält unsere Vierbeiner stabil und das Risiko für Rückenschmerzen wird deutlich verringert. Hier helfen Übungen zum Muskelaufbau aber auch Spaziergänge querfeldein, wo der Hund über Stöcke und Stämme treten muss. Schwimmen ist ein wunderbares Training für die Rückenmuskulatur. Bei Hunden, die keine guten Schwimmer sind oder auch Senioren, hilft hier eine Schwimmweste. So kann der Hund korrekt schwimmen und ermüdet nicht so schnell.

Auch das richtige Equipment spielt eine Rolle. Ziehen die Hunde sehr an der Leine, sollte, neben einem Leinenführigkeitstraining, über ein Geschirr nachgedacht werden. Dies muss aber sehr gut sitzen und darf den Hund nicht einschränken. Es gibt verschiedene Arten von Geschirren (z. B. Y-Geschirre oder Norwegergeschirre) Ihre Verwendung richtet sich nach der Körperform des Hundes und der Nutzung. Hunde mit Problemen des mittleren Rückens müssen, je nach Diagnose, auf das Tragen eines Geschirres verzichten.

Kann oder soll kein Geschirr getragen werden, sollte über ein möglichst breites Halsband nachgedacht werden. Dies verteilt den Druck besser auf die empfindliche Halswirbelsäule unserer Vierbeiner.

Bei starken Rückenschmerzen, Lähmungserscheinungen oder Kot- und Urininkontinenz ist immer ein zeitnaher Besuch beim Tierarzt wichtig. Es kann sich um einen Bandscheibenvorfall oder eine Schwellung im Rückenmark handeln und muss sofort behandelt werden.


Tierärztin Dr. Julia Vietmeier:

„Es ist für die Gesunderhaltung der Hunde wichtig, die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu unterstützen. Ein vorbeugender Besuch bei einem Chiropraktiker oder Physiotherapeuten ist hilfreich, da Blockaden in der Wirbelsäule häufig erst auffallen, wenn der Hund Schmerzen zeigt, aber die Bewegungseinschränkungen in der Regel schon viel früher da sind.“

Wirbelsäule beim Hund ist spürbar: Ist das normal?

In der Regel sind einige Anteile der Wirbelsäule bei einem gesunden Hund spürbar. In der Halswirbelsäule kann man bei vorsichtigem Tasten die seitlichen Anteile der Wirbelkörper spüren. Bei Rassen mit einem sehr muskulösen Hals ist das aber häufig nicht möglich. Die oberen Anteile der Brust- und Lendenwirbelsäule nennt man Dornfortsätze. Ihre Spitzen kann man als kleine, knöcherne Knubbel in der Mitte des Hunderückens spüren. Eine leichte Delle in der Rückenmitte ist normal. Hier befindet sich der antiklinale Wirbel. An ihm ändert sich die Ausrichtung der Facettengelenke und er ist etwas kleiner.

Bei sehr muskulösen aber auch stark übergewichtigen Hunden ist das Erspüren der Dornfortsätze oft schwieriger. Sieht man die knöchernen Anteile der Wirbelsäule deutlich aus der Oberlinie herausragen kann es sein, dass der Hund zu wenig Rückenmuskulatur besitzt oder auch zu dünn ist. Hier hilft ein Besuch bei einem Manualtherapeuten zur Abklärung weiter.

Wirbelsäule des Hundes: Mögliche Erkrankungen

  • Arthrosen der Facettengelenke
  • Verspannungen der Muskulatur durch Blockaden
  • Bandscheibenvorfall oder Bandscheibenvorwölbung
  • Spondylose (Verknöcherung der Wirbelsäule, Bambuswirbelsäule)
  • Übergangswirbel
  • Wirbeldeformationen (bes. bei einigen Rassen wie der Französischen Bulldogge)
  • Diskospondylitis (Infektiös- entzündliche Bandscheibe oder Wirbelkörper)
  • Cauda-equina-Kompressionssyndrom (Degenerative Erkrankung mit Verengung des Wirbelkanals)
  • Frakturen von Wirbeln
  • Tumoren

Fazit: Die Wirbelsäule ist das Stützgerüst des Hundekörpers, sie bietet dem empfindlichen Rückenmark Schutz und an ihr setzen viele Muskeln, Organe und Faszien an. Sie gilt als knöcherne Mitte des Köpers und ihre Gesunderhaltung ist wichtiger Bestandteil der Lebensqualität unserer Hunde. Was tut ihr, um die Wirbelsäule eurer Hunde gesund zu erhalten? Leidet euer Hund an Rückenschmerzen?

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