Die Anatomie des Hundes: Entdeckungsreise durch den Hundekörper

Ist das Gebiss meines Hundes gesund ausgebildet? Wie lang sollte seine Rute sein?

Für Zuchtrichter spielen die komplexen Details in der Anatomie unserer geliebten Vierbeiner eine wichtige Rolle, wenn sie Hunde nach ihren Rassestandards beurteilen. Uns Hundefreunden ist aber vor allem wichtig, dass unsere treuen Begleiter gesund sind und bestenfalls keine gesundheitlichen Beschwerden entwickeln. Daher widmen wir uns in diesem Beitrag den zahlreichen Körperteilen deines Hundes, diversen Fachbegriffen und erklären dir ihre Funktionen – aber lies selbst die erstaunlichen Fakten zu deinem Liebling!

Das Anatomie deines Hundes – wichtige Fachbegriffe

Hunde zählen zu den Säugetieren und die meisten Körperteile unserer geliebten Vierbeiner werden dir bekannt vorkommen. Doch nicht alle Bezeichnungen der Hundeanatomie sind einem sofort vertraut, manche Fachbegriffe hört man einfach zu selten – wir klären dich auf!

  • Fang: Der Fachbegriff für die Schnauze deines Vierbeiners ist Fang. Dazu gehören auch sein Gebiss, im Ober- und Unterkiefer liegend, sowie die Lefzen.
  • Lefzen: Als Lefzen bezeichnet man die Lippen deines Hundes.
  • Läufe: Was wir umgangssprachlich als Beine bezeichnen, sind die Läufe. Während die Vorderläufe aus Schulter, Ober- und Unterarm (Elle und Speiche), sowie der Pfote bestehen, weichen die Bezeichnungen der einzelnen Elemente der Hinterläufe etwas ab. Hier spricht man von Ober- und Unterschenkel (Schienbein und Wadenbein) und ebenfalls von der Pfote.
  • Flanke: Spricht dein Tierarzt beispielsweise von der rechten Flanke, so meint er die rechtsseitig liegende Bauchhälfte bzw. Bauchregion. Hier ist die Bauchhöhle nur von Haut, Muskulatur und Faszien, nicht aber durch Knochen geschützt.
  • Kruppe: Bei der Kruppe handelt es sich um den Bereich zwischen der Lendenwirbelsäule, dem Kreuzbein und den Schwanzwirbeln. Bei uns Menschen wäre das die Gesäßregion.
  • Wirbelsäule: Generell dient die Wirbelsäule als Ansatzpunkt für Muskulatur, innere Organe und zum Schutz des Rückenmarks.
  • Rumpf: Zum Rumpf beim Hund gehören die Knochen wie die Wirbelsäule (Brust- und Lendenwirbelsäule) samt Brustbein, Brustkorb, Rippen, Becken und Rücken. Als Rumpf wird also der Teil des Hundekörpers, ohne Kopf, Hals, Gliedmaßen und Schwanz bezeichnet.
  • Rute: Umgangssprachlich wird die Rute meistens als “Schwanz” bezeichnet. Die Form der Rute kann je nach Rasse ganz unterschiedlich geformt sein – manche sind behaart und lang, Ringelruten hingegen sind eingerollt und manchmal buschig. Heutzutage kommt es aber auch bei einigen Rassen und auch Mischlingen zu einem angeborenen Fehlen der Rute oder Rutendeformationen (Korkenzieherrute, eingewachsene Rute), dies ist vom Kupieren der Rute abzugrenzen, da hier Anteile der Rute operativ entfernt werden. Ein angeborenes Fehlen der Rute oder die Deformation kann mit verschiedenen Fehlbildungen in der Wirbelsäule einhergehen. Die Rute ist ein wichtiges Kommunikationsmittel für deinen Hund, er drückt damit seine Stimmung aus.
Körperteile des Hundes

Schon gewusst? Einige dieser Körperteile sind vor allem für die Kommunikation deiner Fellnase wichtig. Wie sie ihre Rute hält und bewegt oder auch wie sie mit ihren Lefzen agiert (z. B. Hochziehen, Lecken, Kräuseln) zeigt an, in welcher Stimmungslage sich deine Fellnase befindet. Also Obacht, wenn dein Liebling seine Lefzen hebt und die Rute zwischen die Hinterläufe geklemmt hat – dann fühlt er sich möglicherweise bedroht und wünscht sich Abstand.

Die Haut und das Fell

Die Haut ist tatsächlich eines der größten Organe deines Vierbeiners. Bei den meisten Hunden sorgt ein dichtes Haarkleid dafür, dass die empfindliche Haut vor Witterung wie Nässe, Kälte oder Hitze wirksam geschützt ist. Lediglich an den Pfotenballen ist die Haut ungeschützt: Hierüber hat dein Fellfreund direkten Kontakt mit seiner Umwelt und kann Reize wahrnehmen.

Sowohl die Fellbeschaffenheit als auch die Farbzeichnung sind rassespezifisch unterschiedlich. Bei vielen Hunderassen unterscheiden sich beispielsweise einzelne Partien wie das Bauchfell oder das Fell an der Rute vom übrigen Körper; manche Vierbeiner machen zweimal jährlich einen Fellwechsel durch, andere wiederum haaren kaum oder gelten gar als “Allergikerhunde”.

Schon gewusst? Einen großen Einfluss auf das Fell und die Hautgesundheit hat die Ernährung. Und da das kuschelig-flauschige Fell für viele Hundefreunde eine der tollsten Eigenschaften unserer Vierbeiner ist, nimm euer Hundefutter doch mal genauer unter die Lupe, wenn das Fell stumpf ist oder die Hundehaut juckt und schuppt.

Das Hunde-Skelett

Zur Anatomie zählt auch ein Blick ins Innere. Der Körperbau unserer Vierbeiner besteht u. a. aus etwa 300 Knochen. Das Hundeskelett sorgt in seiner ausgeklügelten Struktur für ausreichend Beweglichkeit und Stabilität des Körpers und schützt zuverlässig die inneren Organe – vom Gehirn bis zum Darm.

Skelett des Hundes

Im Vergleich:

Anatomie des Menschen

Schon gewusst? Die Hundepfoten sind ein kleines Wunderwerk der Natur – immerhin tragen sie deinen Liebling mit seinem gesamten Bewegungsapparat scheinbar mühelos durchs ganze Leben. Warum manche Pfoten nach Popcorn riechen und wie du sie am besten pflegst, erfährst du in unserem Beitrag zu Hundepfoten.

Die Gelenke

Als Gelenk bezeichnet man die bewegliche Verbindung zwischen zwei oder mehr Knochen. Ein echtes Gelenk hat immer zwei Knochenflächen, die mit Knorpel überzogen sind und dazwischen einen Gelenkspalt. Das Ganze wird durch Bänder stabilisiert und ist von einer bindegewebigen Gelenkkapsel umgeben. Die Gelenkkapsel regelt die Produktion und den Abtransport der Gelenkschmiere (Synovia). Diese ist zum einen das „Schmiermittel“ zwischen den einzelnen Gelenkflächen und zum anderen erfolgt über sie die Ernährung des Knorpels. Sie verhindert auch, dass die beiden Gelenkflächen direkten Kontakt zueinander haben.

Grundsätzlich gibt es, je nach Form und Funktion, verschiedene Arten von Gelenken, zum Beispiel Kugelgelenke (Hüftgelenk) oder Scharniergelenke (Ellenbogengelenk).

Die Gelenke an den Vorder- und Hintergliedmaßen gliedern sich wie folgt:

Vorderlauf von oben nach unten: Schultergelenk, Ellenbogengelenk, Karpalgelenk, Zehengelenke
Drehpunkt der Gliedmaße ist der Obere Rand des Schulterblattes.

Hinterlauf von oben nach unten: Hüftgelenk, Kniegelenk, Sprunggelenk, Zehengelenke
Drehpunkt der Hintergliedmaße ist das Hüftgelenk.

Die Muskulatur unserer Vierbeiner

Auf euren Streifzügen durch die Natur stellst du täglich fest, von was für einer unerschöpflichen Energie dein Vierbeiner getrieben zu sein scheint – er kann gar nicht genug bekommen vom Rennen, Toben und Spielen! Das ist nur möglich dank der Vielzahl an miteinander verzahnten Muskeln, Bändern und Sehnen. Das Muskelsystem ist daher ein elementarer Bestandteil des Bewegungsapparates.

Die aktive Steuerung der Bewegung erfolgt über die Muskulatur. Sei es die bewusste Bewegung (aktive Steuerung zur Bewegung von z.B. Gliedmaßen) oder die unbewusste Steuerung der inneren Organe (z.B. der Darmbewegung).

Für die Bewegung eines Körperteiles, wie zum Beispiel eines Beines ist nie ein Muskel allein zuständig, sondern immer eine sogenannte Funktionseinheit. Es gibt meist einen Hauptmuskel (Agonist), einen Muskel, der für den Widerstand da ist (Antagonisten) und weitere Hilfsmuskeln (Synergisten).

Muskeln bestehen aus Muskelfasern. Es gibt verschiedene Arten von Muskelfasern und deren Verteilung innerhalb der einzelnen Muskeln ist unterschiedlich. Typ-I-Fasern arbeiten ausdauernd und langsam, Typ-II-Fasern dagegen arbeiten schnell aber ermüden dafür auch schneller. Sie unterscheiden sich in ihrer Art des Stoffwechsels und auch in der Art der Nervenversorgung. Der Hund hat als Besonderheit, eine weitere Art der Muskelfaser. Sie haben einen weiteren gemischten Typ (Typ-IIA/X), diese Muskelfasern können besonders ausdauernd arbeiten, ohne schnell zu ermüden. Das ist ein Grund (unter anderem) dafür, dass Hunde in der Lage sind, sehr lange Strecken ohne große Ermüdung zu laufen. Nur bei schnellen Sprints setzt eine Ermüdung ein.

Probleme mit der Muskulatur, den Bändern und Gelenken stellen übrigens die häufigsten Gründe für einen Besuch in der Tierphysio dar. Vor allem Dienst- und Gebrauchshunde oder Sporthunde sind auf eine gesunde Muskulatur angewiesen, dank der sie sich schmerzfrei und flüssig bewegen können.

Unser Tipp: Während einige Hundesportarten nicht nur deinen Liebling, sondern auch dich als Hundehalter stark fordern, gibt es auch vergleichsweise schonende Bewegungsaktivitäten, die du mit deinem Hund austesten kannst – beispielsweise Hundeschwimmen oder Hoopers. Probier’s doch mal aus!

Das Nervensystem

Dank des komplexen Netzwerks an Neuronen, die Signale übertragen und es ermöglichen, ihre Umgebung wahrzunehmen, kann dein treuer Gefährte sogar deine Emotionen erkennen.

Die peripheren Nerven bestehen aus den 12 Gehirnnerven und den Spinalnerven, die ihre Wurzeln im Rückenmark haben und durch die Löcher zwischen den Wirbeln in den Körper austreten. Im Bereich der Vorder- und Hinterläufe bilden die Spinalnerven sogenannte Nervengeflechte. Die Nerven dienen einerseits dazu, über Rezeptoren die Umwelt wahrzunehmen und diese Information an das Gehirn weiterzugeben und auf der anderen Seite leiten sie Impulse an die Muskulatur weiter, um diese in Bewegung zu versetzen. So kann sich der Hund jederzeit in seiner Umgebung zurechtfinden und auf äußere Reize schnell reagieren.

Neben dem Gehirn ist das zentrale Nervensystem im Rückenmark wichtig, damit dein Liebling die zahlreichen Verhaltensprogramme abspielen kann, die sich im Laufe seines Lebens einprogrammieren. Das Rückenmark liegt im knöchernen Wirbelkanal. Es beginnt am Ende des Hirnstammes im Schädel des Hundes und endet bei den meisten Hunden auf Höhe des 6. Lendenwirbels. Es besteht aus einer grauen und einer weißen Substanz, hier entspringen die Spinalnerven. Das Rückenmark reagiert sehr sensibel auf Druck. Es liegt knöchern gut geschützt und ist umgeben von Fettgewebe. Da es nur bis zum 6. Lendenwirbel reicht, laufen die hinteren Spinalnerven anteilig länger im Wirbelkanal entlang, um dann aus den entsprechenden Zwischenwirbellöchern auszutreten. Da dies, im Aussehen, einem Pferdeschwanz ähnelt, spricht man von einer Cauda Equina (lateinisch für Pferdeschwanz).

Umgeben ist das Rückenmark von sogenannten Hirnhäuten (Meningen). In diesen liegt die Zerebrospinalflüssigkeit. Sie wird hauptsächlich im Gehirn gebildet und dient der Stoßdämpfung, gleicht Druckunterschiede aus und ernährt das zentrale Nervensystem.

Die Sinnesorgane deines Hundes

Über die Sinnesorgane nimmt dein Liebling seine Umwelt wahr. Besonders mit ihrem Geruchs- und Gehörsinn können unsere Freunde auf vier Pfoten punkten: Dank der Riechsinneszellen ihrer empfindlichen Hundenase können Hunde um ein Vielfaches besser riechen als Menschen – sogar Krankheiten wie Krebs oder Diabetes können ihre empfindlichen Nasen erschnüffeln! Faszinierend ist aber auch, wie Hunde sehen und ihre Umwelt wahrnehmen: Das Farbspektrum, das sie erfassen können, ist kleiner als beim Menschen, dafür können sie Bewegungen sehr viel besser erkennen als wir.

Schon gewusst? Dein Vierbeiner hat nicht nur einen individuellen Pfotenabdruck, auch sein Nasenabdruck ist einzigartig! Keiner gleicht dem anderen.

Fazit: Genug Auslastung ist für einen ausgeglichenen Vierbeiner das A und O – natürlich mit regelmäßigen Pausen zur Regeneration! Bei euren Aktivitäten lohnt es sich immer, auf gesunde Bewegungsabläufe zu achten. In Kombination mit deinem Wissen über die Hundeanatomie und einer gesunden Hundeernährung hast du schon einiges an Know-how zur Hand, um deinem Liebling ein langes, glückliches Hundeleben zu bescheren!

Hast du Tipps für eine gesunde Anatomie unserer Vierbeiner? Hattest du auch schon Aha-Momente beim Tierarzt, in der Hundephysio oder beim Hundesport, die du gern mit uns teilen möchtest? Wir sind gespannt!

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