Das Knie beim Hund – so bleibt dein Hund mobil
Falls du mit deinem Liebling regelmäßig joggst oder Fahrrad fährst oder er gern einem Spielzeug nachjagt, ist dir möglicherweise schon aufgefallen, wie agil er mit bemerkenswerter Geschwindigkeit unterwegs sein kann. Schnelle Wendungen und hohe Sprünge sind für unsere Vierbeiner scheinbar mühelos möglich! Das Knie spielt bei der Bewegungsfreiheit von Hunden eine entscheidende Rolle und ist äußerst komplex
aufgebaut. Aus diesem Grund lohnt es sich, einen genaueren Blick auf dieses Gelenk zu werfen und zu verstehen, wie es funktioniert und wie sich die Kniegesundheit von Hunden erhalten und fördern lässt.
Anatomie des Hunde-Knies
Wo ist das Knie beim Hund? Und wie genau funktioniert das Kniegelenk bei unseren Vierbeinern? Wir haben Antworten zum Aufbau und zur Funktion des Knies für dich!
Wie viele Knie hat ein Hund und wo befinden sie sich?
Dein Hund hat zwei Kniegelenke, jeweils eins an seinen beiden Hinterbeinen. Das Kniegelenk des Hundes besteht eigentlich aus zwei Gelenken. Zum einen der Verbindung Zwischen Ober und Unterschenkel. Die wird als Kniekehlgelenk bezeichnet. Hier sind vor allem Beuge- und Streckbewegungen möglich. Da die beiden Knochen nicht ausreichend aufeinanderpassen, sind zwei Menisken dazwischen geschoben, die hier auch Rotationsbewegungen des Gelenkes ermöglichen. Das zweite Gelenk wird als Kniescheibengelenk bezeichnet. Hier gleitet die Kniescheibe in einer Rinne, die durch zwei Führungskämme des Oberschenkelknochens gebildet werden.
Wie ist das Knie bei Hunden aufgebaut?
Um die Funktionsweise des Kniegelenks zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die einzelnen Bestandteile des Knies bei Hunden:
Oberschenkelknochen (Femur):
Der Oberschenkelknochen bildet die obere Gelenkfläche des Kniekehlgelenkes. Zusätzlich bilden die beiden Rollkämme die Führungsrinne für die Kniescheibe.
Schienbein (Tibia):
Der Knochen des Schienbeins formt die untere Gelenkfläche des Kniekehlgelenkes. Hier sind die beiden Menisken aufwändig über sechs Bänder befestigt.
Kniescheibe (Patella):
Die Kniescheibe ist ein kleiner, flacher Knochen, der in die Sehne des Oberschenkelmuskels (Muskulus quadriceps femoris) eingebettet ist. Die Endsehne dieses Muskels setzt am Schienbein an und wird in ihrem letzten Abschnitt als Kniescheibenband bezeichnet. Die Kniescheibe gleitet in der Führungsrinne des Oberschenkelknochens, sie verändert die Zugrichtung des Muskels und erhöht somit seine Hebelwirkung. Das führt dazu, dass der Muskel weniger Kraft aufwenden muss. Auf diese Weise kann dein Vierbeiner sein Bein effektiver strecken.
Führungsrinne:
Während das Knie Bewegungen wie Streckung und Beugung vollzieht, gleitet die Kniescheibe in einer Führungsrinne am Oberschenkelknochen. Zwei seitliche Rollkämme dieser Rinne, sowie Faszien und Bänder verhindern, dass die Kniescheiben seitlich abrutscht.
Kniescheibenband (Patellarligament):
Es ist die Endsehne des Oberschenkelmuskels (Muskulus quadrizeps femoris). Der Teil zwischen Kniescheibe und Schienbein wird so genannt.
Wadenbein (Fibula):
Dieser schmale, lange Knochen liegt parallel zum Schienbein am hinteren Teil des Beines. Er trägt vor allem zur Stabilität des Unterschenkels bei und ist Ansatzpunkt für verschiedene Muskeln.
Menisken:
Die Menisken sind mandarinenscheibenförmig (C-förmig), wobei der scharfe, konkave Rand jeweils nach innen zeigt. Diese Faserknorpel bestehen etwa zu 2 Drittel aus Wasser, daher können sie Stoßbelastungen besonders gut abpuffern. Sie sind am Schienbein aufwendig befestigt und gleichen die Gelenkflächen von Oberschenkel und Schienbein aus. Durch sie sind im Kniegelenk auch bedingt Rotationen möglich. Er wirkt stabilisierend und verringert die Reibung der Knochen.
Kreuzbänder:
Die Kreuzbänder stabilisieren das Kniegelenk, indem sie die Vorwärts- und Rückwärtsbewegung des Oberschenkelknochens und des Schienbeins kontrollieren. Auch die Innen- und Außenrotation der beiden Knochen wird eingeschränkt. Vor allem beim Springen und Rennen sind die Kreuzbänder wichtig, aber auch großer Belastung ausgesetzt.
Unser Tipp: Besonders aufpassen solltest du, wenn dein Hund noch klein ist oder bereits zu den Senioren zählt. Welpen dürfen zunächst keine Treppen laufen, um die Gelenke zu schonen. Im fortgeschrittenen Alter spielt der Verschleiß eine immer stärkere Rolle, daher solltest du bei Hunde-Senioren besonders auf gelenkschonende Bewegungen achten, um Knieproblemen vorzubeugen. Auch das Gewichtsmanagement der erwachsenen Hunde und die Fütterung während der Aufzucht der Welpen und Junghunde spielt eine große Rolle!
Häufige Knieprobleme bei Hunden
Wie erkenne ich Knieprobleme bei meinem Hund? Ab wann sollte ich mit meinem Liebling zum Arzt? Hier findest du häufige Fragen rund um die Kniegesundheit deines Vierbeiners und Tipps, wie du mit Einschränkungen umgehen solltest.
Knieprobleme: Welche Symptome zeigen Hunde?
Einige Anzeichen deuten darauf hin, dass dein Hund Schmerzen im Kniegelenk oder offenbar Probleme mit dem Knie hat – bei diesen Symptomen solltest du als Hundehalter deinen Liebling daher genau beobachten:
- Lahmheit, auch eine sogenannte Anlauflahmheit nach dem Liegen bei der sich der Hund nach einiger Zeit wieder „einläuft“
- Veränderung des üblichen Gangbildes
- z. B. “Hüpfen” auf drei Beinen durch
- Schonhaltung des betroffenen Beins (z.B. ein nicht komplettes Auffußen oder ein Abwinkeln der Hintergliedmaße beim Sitzen)
- sichtbare Schwellungen im Bereich des Kniegelenks
- Schmerzäußerung bei Berührung
Jens vom Wir lieben HUNTER Team:
“Uns war aufgefallen, dass Lilly neuerdings ihr rechtes Hinterbein nicht mehr belastete und es beim Sitzen zur Seite abspreizte. Das kam uns komisch vor, also sind wir zu unserer Tierärztin gefahren. Die hat dann einen Kreuzbandriss festgestellt und uns schließlich zu einem operativen Eingriff geraten. Wir haben dann in der Klinik eine TPLO machen lassen, das ist eine spezielle Methode beim Operieren. Während des Heilungsprozesses mussten wir regelmäßig Übungen bei der Physiotherapie machen, aber jetzt kann Lilly sich wieder schmerzfrei bewegen. ”
Was ist eine Patellaluxation und wie erkennt man sie?
“Patellaluxation” ist der Fachausdruck für die Verrenkung oder Ausrenkung (Luxation) der Kniescheibe (Patella). Einige Rassen sind genetisch bedingt eher betroffen, bei ihnen führt die angeborene Beinstellung eher zur Luxation der Kniescheibe als bei anderen Hunderassen. Bei manchen Tieren sind jedoch auch eine unsachgemäße (z. B. unfallbedingt) oder eine dauerhaft zu starke Belastung (z. B. durch Übergewicht) der Grund für eine Patellaluxation. Details wie Schweregrade und Behandlungsmethoden rund um diese Erkrankung kannst du in unserem Beitrag “Patellaluxation beim Hund: Ursachen, Symptome und Behandlung” nachlesen.
Wie erkennt man Arthrose am Knie bei Hunden?
Hast du schon öfter beobachtet, dass dein Hund sein Knie leckt, könnte dies auf Arthrose hindeuten. Bei diesem Anzeichen, möglicherweise in Kombination mit lahmen oder steifen Gliedmaßen, Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Antriebslosigkeit, wenn es um eure Gassirunde geht, solltest du aufhorchen.
Mein Hund hat das Knie geschwollen – was kann ich tun?
Eine Schwellung könnte auf eine Knieverletzung hindeuten, beispielsweise verursacht durch einen Sprung, einen Sturz oder auch einen Unfall – nicht immer kannst du das als Hundehalter mitbekommen. Eine vergleichsweise häufige Verletzung am hinteren Bein stellt der Kreuzbandriss bei Hunden dar. Woran du diesen erkennst und was zu tun ist, erfährst du in unserem Beitrag “Kreuzbandriss beim Hund”. Eine andere Ursache könnte ebenso Arthrose oder eine Entzündung des Kniegelenks sein.
Stellst du bei deinem Vierbeiner eine Schwellung fest, ist es ratsam, Sprünge und hastige Bewegungen zu vermeiden und die Symptome bei deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt abklären zu lassen. Hier wird das Gelenk untersucht, eine Diagnose gestellt, geschaut, wie dein Liebling am besten behandelt wird und bei einem Riss der Sehne eine Schonung des Gelenks in den kommenden Tagen und Wochen angeordnet. Dazu gehört meistens ein strenger Leinenzwang und dass er vorerst nicht zu dir aufs Sofa springen darf.
Ich höre beim Hund das Knie knacken – ist das eine Knieverletzung?
Hörst du das Knie deines Hundes bei Bewegung knacken, solltest du unbedingt zu deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt gehen und das Knie untersuchen lassen. Möglicherweise ist der Meniskus beschädigt.
6 Tipps, um das Hundeknie gesund zu halten
Wir haben 6 Tipps für dich und deinen Liebling, damit er möglichst bis ins hohe Alter fit und beweglich bleibt:
- Regelmäßige Tierarztbesuche: Werden Fehlstellungen oder Veranlagungen rechtzeitig erkannt, können ernsthafte Erkrankungen oft vermieden werden – daher schau regelmäßig mit deinem Vierbeiner in eurer Praxis vorbei.
- Ausreichend Bewegung: Regelmäßige und auf die Bedürfnisse deines Vierbeiners abgestimmte Aktivitäten stärken die Muskulatur rund um das Gelenk. Schau doch mal, ob Cavaletti-Training oder besonders gelenkschonendes Hoopers – eine Art des Agility-Trainings – etwas für dich und deinen Hund sein könnte!
- Art der Bewegung: Vorsicht bei Hetzspielen, plötzliche Stopps und Richtungswechsel, diese können leicht zu Verletzungen führen. Der Hund sollte immer aufgewärmt sein und auch ein Cool down ist sinnvoll. Kein exzessives Spielen unter Adrenalineinfluss!
- Gezielte Übungen: Vor allem Hunderassen, die unter angeborenen Knieproblemen leiden, können mit gezielten Übungen bei der Stärkung der Muskulatur unterstützt werden.
- Gewichtskontrolle: Achte auf eine gesunde Ernährung und passe das Hundefutter deines Vierbeiners auf sein Energielevel an. Denn Übergewicht kann schnell zu einer Überlastung der Gelenke führen.
- Nahrungsergänzungsmittel: Zu den gelenkschützenden Substanzen werden vor allem Glucosaminoglycane (GAGs), Glucosamin, Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure, Grünlippmuschelextrakt und Gelatine gezählt. Sie tragen zum Knorpelschutz und dessen Regeneration bei und wirken teilweise entzündungshemmend. Die neuseeländische Grünlippmuschel Perna canaliculus wird meist als Extrakt des Muschelfleisches verwendet. Sie beinhaltet neben Chondroitin und Glucosamin auch Omega-3-Fetttsäuren. Oft werden Kombinationspräparate verwendet. Es laufen immer noch viele Studien zu dem Thema aber ein positiver Einfluss auf die Gelenkgesundheit konnte mittlerweile mehrfach nachgewiesen werden. Hier können dich deine Tierärztin oder dein Tierarzt individuell beraten.
Fazit: Toben, Rennen, Springen – das Knie ist für so viele Bewegungsabläufe deines Lieblings unerlässlich! Daher lohnt es sich, die Prävention von Knieverletzungen und -problemen gezielt ins Auge zu fassen: Mit ausreichend Bewegung, gesunder Ernährung und genauer Beobachtung deines Lieblings kannst du viel dazu beitragen, dass dein Vierbeiner schmerzfrei und unbeschwert seinen liebsten Aktivitäten nachgehen kann.
Solltest du feststellen, dass sich dein Hund unwohl fühlt oder Schmerzen am Knie hat, statte deiner Tierarztpraxis einen Besuch ab – viele Erkrankungen sind heute gut therapierbar.
Wie steht es um die Kniegesundheit deines Hundes? Hattet ihr schon einmal Schwierigkeiten oder kümmerst du dich gezielt darum, dass die Kniegelenke gesund bleiben? Wir freuen uns auf deine Tipps und Erfahrungen!