Bindung zum Welpen aufbauen - so geht's
Dein Welpe ist eingezogen. Voller Stolz über die hübsche Fellnase möchtest du dein gesamtes Umfeld einladen und am liebsten den ganzen Tag spazieren gehen, um die Öffentlichkeit an deinem süßen Welpen teilhaben zu lassen. Das ist verständlich, doch zunächst sollte er in aller Ruhe die Welt entdecken. Er braucht in den ersten Tagen, Nächten und Wochen vor allem eins: Zeit! Wir zeigen dir, wie es gelingt, eine Bindung zu deinem Welpen aufzubauen und zu einem Team zusammenzuwachsen.
Zu wem baut ein Welpe starke Bindung auf?
Welpen sind in ihren ersten Lebenswochen auf Schutz und Sicherheit angewiesen und orientieren sich an der Person, die diese wichtigen Grundbedürfnisse befriedigt. Folgende drei Grundvoraussetzungen müssen erfüllt werden:
- Der Mensch ist der sichere Hafen für seinen Welpen.
- Der Mensch sorgt für seinen Welpen.
- Der Mensch verbringt Zeit mit seinem Welpen.
Wie baue ich eine Bindung zu meinem Welpen auf?
Möchtest du eine vertrauensvolle Beziehung und Bindung zu deinem Vierbeiner aufbauen achte darauf, dein Verhältnis zum Welpen nicht an anderen Bindungspartnern zu messen. Konzentriere dich ausschließlich auf deine Erfolgserlebnisse ohne dabei auf das Training und die Fortschritte anderer Halter und ihrer Vierbeiner zu schauen. Besonders in Hundeschulen und bei Welpentreffen versuchen einige Hundebesitzer sich mit den bereits erlernten Kommandos und damit verbundenen Gehorsam zu brüsten. Strenges Erteilen von Kommandos und verfrühte Erziehung werden zwar einen hörigen Hund aus deinem Welpen machen, dies wird jedoch auf Kosten eines vertrauensvollen Zusammenlebens und Bindungsverhaltens erfolgen.
Unser Tipp: Zwischen der 9. und 12. Lebenswoche soll deine Fellnase die Welt entdecken und sich sozialisieren. Achte daher darauf, keinen Druck zu erzeugen, denn Welpen müssen noch keine schwierigen Kommandos befolgen oder beim Spaziergang perfekt an der Leine laufen.
Wodurch entsteht eine gute Beziehung zu meinem Welpen?
Wie bei jedem gut funktionierenden Team stützt sich die Bindung und Beziehung zwischen deinem Vierbeiner und dir auf vier Säulen:
Liebe und Zuneigung
Beides muss nicht immer in Form von Kuscheln und körperlicher Nähe präsent sein. Beruhigende Worte, kleine liebevolle Ansprachen sowie Blickkontakt und freundliche Gesten der Körpersprache sind wichtige Bestandteile eines vertrauensvollen Zusammenlebens. Auch Füttern kann eine Form der Zuneigung darstellen, wenn du das Futter nicht einfach nur im Napf auf den Boden stellst, sondern deinen Liebling ab und zu bei einem gemeinsamen Spaziergang oder spielerischen Hundetrainingseinheiten aus der Hand fütterst. Besonders gut kannst du dieses Vorgehen als Belohnung einsetzen, für z. B. lockeres Laufen an der Leine oder das Suchen deiner Nähe. So wird dein Welpe die Fütterung aus der Hand als Brücke zu einer engeren Bindung verstehen.
Aufmerksamkeit
Dein Hund kann Menschen genau “lesen” und anhand unserer Gerüche und Atmung, Stimmlage und Körperhaltung die aktuelle Stimmung erkennen. Lerne im Gegenzug die Sprache deiner Fellnase, sei aufmerksam und achte auf kleinste Signale deines Welpen. So gelingt es dir schnell auf seine Bedürfnisse einzugehen und sein Winseln, Bellen sowie seine Körpersprache richtig zu deuten. Ist er müde, überfordert oder gerade besonders empfänglich für neue Eindrücke und Trainingseinheiten?
Geduld und Verständnis
Sei stets geduldig mit deinem Liebling. Manchmal riecht eine Blume so spannend, dass dein Welpe minutenlang daran schnüffelt. Welpen können Kommandos und Wortlaute nicht auf Anhieb verstehen und werden noch viel mehr Zeit benötigen, diese anschließend umzusetzen. Bleib ruhig und geduldig, wenn er nicht sofort auf deine Zeichen und Worte oder Kommandos reagiert.
Sicherheit und Schutz
Dein Hund sollte sich in unbekannten Situationen, wie z. B. auf Entdeckungstouren oder bei Begegnungen mit unbekannten Hunden, in deinen Armen oder zwischen deinen Füßen verstecken dürfen, sofern die Situation ihn ängstigt und verunsichert. Rüge ihn nicht mit Blicken oder Kommentaren wie “Da musst du durch!”, sondern hilf ihm dabei, zu einem selbstbewussten Hund heranwachsen zu können. Bestärke deinen Vierbeiner durch passend eingesetzte Belohnungen bei mutigen Schritten und überstandenen Herausforderungen.
Was sind die Voraussetzungen für eine gute Bindung?
Damit du eine gute Bindung zu deinem Welpen aufbauen kannst und daraus eine stabile Beziehung zu deinem Hund resultiert, sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Diese betreffen sowohl deine Persönlichkeit als auch die Atmosphäre und Organisation im Alltag.
- Verlässlichkeit und Vertrauen: Gib deinem Welpen zu jeder Zeit das Gefühl, dass er sich zu 100 % auf dich verlassen und und dir vertrauen kann.
- Standfestigkeit: Sei ein Fels in der Brandung! Dein konsequentes und souveränes Auftreten ermutigt deinen Welpen, neue Herausforderungen zu meistern.
- Strukturen: Gib deinem Welpen die Möglichkeit, sich an festgelegten Abläufen im Alltag orientieren zu können. So kann er sich auf den Sozialisierungsprozess und die vielen Reize und Eindrücke konzentrieren.
- Empathie: Dein Welpe hat Bedürfnisse. Geh auf diese ein und nimm Rücksicht auf die Strukturen die er benötigt, auch wenn das bedeutet deine eigenen Bedürfnisse vorerst zurückstellen.
- Zeit: Dein Welpe benötigt Zeit, um seinen Platz in der Familie zu finden. Besonders in den ersten Wochen wird er täglich Entdeckungstouren im Haus unternehmen und braucht dich dabei an seiner Seite. Um deinem Hund dies zu ermöglichen, nimm dir mindestens zwei Wochen Urlaub und verzichte auf zeitaufwendige Hobbys.
Wie kann ich die Bindung zu meinem Welpen fördern?
In den ersten Wochen des Zusammenlebens baust du eine Bindung zu deinem Welpen auf. Diese kannst du im nächsten Schritt festigen und zu einer stabilen Beziehung reifen lassen. Diese drei Punkte helfen dir, mit deinem Welpen ein starkes Team zu bilden, das bis ins hohe Hundealter unzertrennlich bleibt.
- Rituale
Nach den ersten Wochen der Eingewöhnung kehrst du in deinen Alltag zurück. Gewöhne deinen Welpen rechtzeitig daran, stundenweise allein zu bleiben. Leite jeden Abschied mit einem festen Ablauf ein und verlasse das Haus mit einem bestimmten Satz wie z. B. “Ich bin nachher wieder bei dir!”. Dein Welpe wird nach und nach verstehen, dass deine Abwesenheit begrenzt ist und er entspannt auf deine Rückkehr warten kann. Auch vor dem Schlafengehen hilft ein fester Ablauf deinem Vierbeiner dabei, sich deinen Ruhezeiten anzupassen. - Körperliche Nähe
Es gibt viele Möglichkeiten, deinem Hund körperliche Nähe anzubieten. Das Kontaktliegen ist ein instinktives Verhalten und besonders wichtig für einen vertrauensvollen Umgang miteinander. Hunde kuscheln sich beim Schlafen oder Dösen gern aneinander, um sich gegenseitig Wärme und Zuneigung zu geben. Auch Fellpflege ist ein Zeichen starker Verbundenheit. Bürste deinem Hund mehrmals pro Woche das Fell, streichle ihn in Verbindung mit einer Hundemassage und stärke ganz nebenbei die Beziehung zu deinem Liebling. Dein Hund wird dir die Zuneigung voraussichtlich erwidern und dein Gesicht, deine Hände oder deine Kleidung ablecken. Auch wenn du das nicht immer als angenehm empfindest, lass die Körperpflege seinerseits öfter zu. - Spielen
Tägliches Spielen fördert euer Miteinander, also nichts wie raus! Raufen, Toben oder spielerische Trainings – ruhig auch mal ohne Spielzeuge – machen euch beiden Spaß und ein eingespieltes Team aus euch.
Unser Tipp: Du beginnst das Spiel und du beendest das Spiel! Wird dein Welpe übermütig oder beißt und maßregelt dich beim Spielen, ziehe direkt klare Grenzen - denn deine Entscheidungen sollten nicht in Frage gestellt werden.
Was zeichnet eine gute Bindung zu meinem Welpen aus?
Folgt dein Welpe dir an der frischen Luft und beim Spaziergang auch ohne Leine? Sucht er deine Nähe und erwartet Schutz und Sicherheit bei dir, wenn Hundebegegnungen oder ungewohnte Geräusche und Eindrücke ihn verunsichern? Darüber hinaus gelingt es deinem Vierbeiner sich auch ohne Körper- oder Blickkontakt zu dir in der Wohnung zu entspannen und er kann stundenweise allein bleiben, ohne unruhig zu werden? Super, dann hast du gute Arbeit geleistet! Dein Hund vertraut dir und weiß, dass er sich auf dich verlassen kann. Erwidert er zudem Zuneigung durch Kontaktliegen oder fordert Kuscheleinheiten ein und zeigt er sich beim Spielen und Toben lernwillig und ausgelassen, hat dein Vierbeiner dich als Bindungspartner vollständig angenommen.