Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorfall beim Hund

Bandscheiben fungieren als Stoßdämpfer in der Wirbelsäule. Sie bestehen aus einem Gallertkern (Nukleus pulposus), der zu 70-90% aus Wasser besteht und einem faserknorpeligen Ring (Anulus fibrosus). Dieser Aufbau ermöglicht eine Stoßdämpfung in alle Richtungen. Zwischen zwei Wirbelkörpern liegt immer eine Bandscheibe. Weitere Informationen über die Anatomie der Wirbelsäule findest du hier.

Ursachen eines Bandscheibenvorfalls beim Hund

Ein Bandscheibenvorfall entsteht beim Hund in der Regel durch Degeneration (Verschleiß) und verminderte Wassereinlagerung in den Gallertkern. Verliert die Bandscheibe ihre Flexibilität, kommt es zu einem Verlust der Stoßdämpfung und häufig in der Folge zu einem Vorfall in den Wirbelkanal (Diskusprolaps). Hier entsteht Druck auf das Rückenmark, die Nerven und Bänder und damit starker Schmerz und neurologische Ausfallerscheinungen. Diese Diskopathie entwickelt sich meist über Monate bis Jahre. Der Vorfall der Bandscheibe tritt in der Regel spontan nach Springen oder abrupten Bewegungen auf.

Aufbau der Bandscheibe vom Hund

Folgende Ursachen kann ein Bandscheibenvorfall bei Hunden haben:

  • Verschleiß des Bandscheibengewebes
  • Fehl- und Überbelastung der Wirbelsäule
  • Übergewicht
  • der normale Alterungsprozess des Hundes
  • Mangelnde Muskulatur z.B. durch zu wenig Bewegung
  • Bestimmte Rassen, z. B. Dackel mit sehr kurzen Beinen oder sehr langem Rücken sind anfälliger für Rückenprobleme
  • Wirbelanomalien (z. B. Keilwirbel) häufig bei Französischen Bulldoggen
Aufbau der Bandscheibe eines Hundes/Querschnitt

Bandscheibenvorfall beim Hund: Die Symptome

Es kommt immer darauf an, wie groß der Anteil der Bandscheibe ist, der in den Wirbelkanal vorfällt und an welcher Stelle der Wirbelsäule es passiert. Häufig kommt es zunächst zu einer Vorwölbung der Bandscheibe (Protrusion). Hier stehen meist die Schmerzen im Vordergrund, welche zur Bewegungsunlust der Vierbeiner führen.
Bei einem vollständigen Vorfall der Bandscheibe (Extrusion) reißt der Faserring , wodurch Anteile des Bandscheibenkerns in den Wirbelkanal vorfallen. Zusammen mit Blutungen und Schwellungen kommt es so zu Druck auf das empfindliche Rückenmark. Hier kommen, zusätzlich zu den starken Schmerzen, neurologische Ausfallerscheinungen hinzu. Diese können, je nach Lokalisation des Bandscheibenvorfalles, unterschiedlich sein.

Typische Symptome sind

  • starke Schmerzen
  • erhöhte Druckempfindlichkeit
  • unnatürliche Haltung des Rückens (Buckel)
  • unnatürliche Haltung des Kopfes (Kopftiefhaltung)
  • steifer Hals
  • Hund möchte nicht aufstehen
  • Hund schleift Gliedmaßen nach
  • staksiger Gang
  • Lähmungserscheinungen bis hin zur kompletten Lähmung
  • Kot- und Urininkontinenz
  • Verlust der Reflexe
  • Ataxie (Störung der Bewegungskoordination)
  • schlaffe Rute

Einteilung der Schweregrade:

  • Grad 1: Schmerzen
  • Grad 2: leichte Lähmungen (Parese), aber der Hund ist gehfähig
  • Grad 3: leichte Lähmung (Parese), der Hund ist nicht gehfähig
  • Grad 4: starke Lähmung (Plegie), keine Motorik mehr vorhanden aber noch Tiefensensibilität
  • Grad 5: starke Lähmung (Plegie), keine Motorik mehr vorhanden, ohne Tiefensensibilität

Behandlung und Therapie eines Bandscheibenvorfalls beim Hund

Es stehen zahlreiche therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung. Ziel ist es, den Hund schmerzfrei zu bekommen, das normale Gangbild wiederherzustellen und eine gute Lebensqualität für den Hund zu erreichen. Oft ist die Kombination verschiedener Therapien notwendig. Die Wahl hängt immer von den Symptomen, der Ansprache auf Therapien und auch der finanziellen Situation ab.

Rehabilitation und manuelle Therapie:

  • Chiropraktik und Osteopathie (Lösen der Blockaden, Stimulieren der Muskel- und Nervenleitbahnen, Lösen der Muskelverspannungen)
  • Physiotherapie (Muskelerhaltung und Muskelaufbau, Wiederherstellung des normalen Gangbildes, Muskelverspannungen)
    • Massage
    • Passive Bewegungsübungen
    • Aktive Bewegungsübungen
    • Elektrotherapie
    • Lasertherapie
    • Therapeutischer Ultraschall
    • Magnetfeldtherapie
  • Akupunktur und Neuraltherapie
  • Unterwasserlaufband
  • Schutz der schleifenden Pfoten mit Schuhen (Dekubitusprophylaxe)
  • Management der Inkontinenz

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier:

„Wichtig ist, dass Rehabilitationsprogramm immer den Umständen und neuen Möglichkeiten des Hundes anzupassen und regelmäßig zu variieren. Da es nötig ist, den Hund häufig zu stimulieren, sollte der Hundebesitzer auch zuhause Übungen machen. Es kann sehr langwierig und zeitintensiv sein, aber es lohnt sich.“

Schmerzmittel für Hunde bei einem Bandscheibenvorfall

  • Schmerzmittel und Entzündungshemmer können zur Kontrolle der Schmerzen und Reduzierung der Schwellung eingesetzt werden. Ist die Schmerzsituation für den Hund nicht beherrschbar, sollte eine bildgebende Diagnostik erfolgen und anschließend, falls möglich, eine Operation.
  • Auch hier können Akupunktur, Neuraltherapien und manuelle Therapien wirken und sollten Teil der Therapie sein.

Bandscheibenvorfall beim Hund: 7 Tipps

  • Orthopädisches Hundebett damit der Hund gut liegt und leicht aufstehen kann
  • Wasser- und Fressnapf eventuell erhöht stellen
  • Bei Bandscheibenvorfällen im Hals → Tragen eines Geschirrs
  • Bei Bandscheibenvorfällen im Bereich des Rückens → Tragen eines Halsbandes
  • Falls nötig eine Tragehilfe für vorne oder hinten zur Unterstützung des Gehens
  • Glatte Böden mit Teppichen rutschfest machen
  • Box oder Käfig zum Ruhighalten des Hundes, falls notwendig

Hund mit Bandscheibenvorfall richtig tragen

Man sollte den Hund immer so tragen, dass die Wirbelsäule möglichst gerade bleibt und nicht verdreht/gestaucht wird. Eine vorsichtige Unterstützung zwischen den Vorderbeinen und Hinterbeinen mit gleichzeitiger Unterstützung der Wirbelsäule ist der beste Weg. Bei kleinen Hunden kann man sich den Hund vorsichtig auf den Unterarm legen, bei großen Hunden braucht es immer zwei Personen und es ist besondere Vorsicht geboten. Hilfreich sind hier Traghilfen für die Vorder- und Hinterbeine. Ein Treppensteigen muss vermieden werden.

Bandscheibenvorfall beim Hund: OP ja oder nein?

Ob eine Operation nötig ist, entscheidet sich immer im Einzelfall. Sind die Schmerzen nicht beherrschbar oder die neurologischen Ausfallserscheinungen zu groß, muss über eine Operation nachgedacht werden. Auch bei einem konservativen Behandlungsversuch, ohne das sich die Symptome bessern, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden.

  • CT oder MRT zur Diagnoseabsicherung und Entscheidungsfindung, eine Röntgenuntersuchung (ohne Kontrastmittel) der Wirbelsäule ist in der Regel nicht ausreichend, ab Grad 3 ist eine bildgebende Untersuchung immer anzuraten.
  • Operation (falls erforderlich), es stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung, je nach Lokalisation des Bandscheibenvorfalles. Hier wird das vorgefallene Bandscheibenmaterial entfernt und somit der Druck vom Rückenmark entfernt.

Nach einer Operation sollte der Hund ruhig gehalten werden und unterstützend manuelle Therapien (Physiotherapie, Chiropraktische Behandlung bei einem Tierarzt, der sich auf Chiropraktik spezialisiert hat, Akupunktur) erhalten. Hiermit kann vorsichtig schon nach 24–48 Stunden begonnen werden. Die Prognose, und damit die Genesung der Hunde, hängt immer von der Schädigung des Rückenmarkes, dem Operationsverlauf und der Rehabilitation nach der Operation ab. Es können immer neurologische Ausfallerscheinungen bleiben und auch ein weiterer Bandscheibenvorfall ist nicht ausgeschlossen.

Wann den Hund nach Bandscheibenvorfall einschläfern?

Das Ziel der Behandlung eines Bandscheibenvorfalles muss immer die Schmerzfreiheit und der Erhalt der Lebensqualität des Hundes sein. Hierfür stehen viele Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die man kombiniert nutzen sollte. Reagiert der Hund nicht oder nur sehr wenig auf die Behandlungen, bleibt schmerzhaft und kommt mit den Lähmungserscheinungen nicht zurecht, muss eine Euthanasie in Betracht gezogen werden. Dies ist immer die schwerste Entscheidung, die ein Hundehalter treffen muss. Die Möglichkeiten sollte mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen und zusammen die beste Lösung im Sinne des Hundes getroffen werden.

Fazit: Die Wirbelsäule deines Hundes ist der Schlüssel zu seiner Beweglichkeit. Zögere also nicht, bei Anzeichen von Schmerzen deinen Tierarzt zu kontaktieren. Hatte deine Fellnase schonmal Probleme mit der Wirbelsäule oder sogar einen Bandscheibenvorfall? Erzähl es uns gerne in den Kommentaren!

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